Warum man seine Produktionsmittel selbst behält

Viele Künstler lieben die Cloud, und das zu Recht. Aber all das bedeutet nicht, dass sich das gigantische Datenwesen, das sich von unseren Erzeugnissen ernährt, auch in irgendeiner Weise für uns interessiert oder auf das Wohlergehen unserer Erzeugnisse achtet. Es kann sich ohne nachvollziehbare Motivation dazu entscheiden, unsere Kunst, unsere Welten und Museen, die wir mit seiner Hilfe errichtet haben, in einer Sekunde zu verschlucken und danach auf keine Anfragen mehr zu reagieren. Es besitzt das Recht der absoluten Gleichgültigkeit, der interesselosen Verwandlung seiner selbst in was immer es zu sein wünscht. Wir sind nur sein Rohstoff. Das kann uns ehren oder erniedrigen, man weiß es nie so genau.

Clemens Setz: Dennis Coopers Blog ist offline – Abschaltung einer Welt

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Orgasmomat

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Es ist soweit! Ich bin »Extremist«.

Ich bin inzwischen von der NSA offiziell als ein »Extremist« eingeordnet worden. [Dauerhaft archivierte Version]

The XKeyscore rules reveal that the NSA tracks all connections to a server that hosts part of an anonymous email service at the MIT Computer Science and Artificial Intelligence Laboratory (CSAIL) in Cambridge, Massachusetts. It also records details about visits to a popular internet journal for Linux operating system users called »the Linux Journal – the Original Magazine of the Linux Community«, and calls it an »extremist forum«

Wenn ihr in den nächsten Tagen nichts mehr von mir lest, hat mir eine ferngesteuerte Morddrohne des US-Militärs mit lautem Knall Freiheit, Demokratie und Menschenrechte gebracht oder ich wurde in den US-Folterknast im rechtsfreien Raum von Guantánamo verschleppt. Schließlich muss der »Extremismus« ja bekämpft werden.

Aber den schlechten Scherz mal beiseite.

Offenbar wird zurzeit die systematische Kriminalisierung sowohl Freier Software als auch wirksamer Kryptografie vorbereitet. Wenn diesem klandestin vorangetriebenen Ansinnen nichts entgegengesetzt wird, dann wird es schon in ein paar Jahren (also: noch innerhalb deiner und vielleicht sogar meiner Lebenszeit) gesetzliche Verbote Freier Betriebssysteme geben.

Wer so naiv ist, zu glauben, dass das gar nicht geht: Es können sogar beinahe weltweit Pflanzen verboten werden; und das Hanfverbot wird mit extrem hohem Aufwand, absurden Kosten, beachtlichen gesellschaftlichen Kollateralschäden durch die Förderung der Organisierten Kriminalität sowie massenhaft Verknastungen von Menschen durchgesetzt. Es ist nur eine Frage der Propaganda¹, ob die Mehrheit der Menschen so etwas widerstandslos über andere Menschen ergehen lässt und sich mit der Rationalisierung einlullt, dass sie selbst ja nicht betroffen sei, weil sie ja nicht »extremistisch« (oder »drogensüchtig«) sei… und außerdem gibt es doch legale Drogen, die sogar »Open Source« sind.

»Ich habe doch nichts zu verbergen« könnte als Motto auf dem Banner der feigen Armeen des neuen Faschismus stehen, die ihre Stiefel im Sessel erproben.

¹Man beachte die Spritze mit der Aufschrift »Misery«. Wer einen Kiffer kennt, kann ihn ja mal fragen, wann er sich die letzte Spritze gesetzt hat. Für Propaganda gilt: Es muss doppelt so grob sein, wie man es gerade noch für erträglich und glaubwürdig hält, dafür aber allgegenwärtig.

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Madsack-Verlag! Hannoversche Allgemeine Zeitung!

So so, ihr wollt euren Lesern also (mutmaßlich im Auftrag des aktuellen Investors und von ihm bezahlt, denn es ist unvergessen, wie speichelleckerisch, suggestiv und psychomanipulativ ihr Löcher damals für Carlyle geschrieben habt) allen Ernstes sagen, das Ihmezentrum sei für einige seiner Bewohner »ein Stück liebgewonnene Heimat«.

Ich gratuliere euch zu eurer Intelligenz-, Leser- und Menschenverachtung! Alle reden vom Ende des Journalismus, und ihr verkörpert es. Und nun folgt ein wenig Musik:

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Wenn ich für einen Spammer gehalten werde…

Jeder Mensch, der schon einmal einen (altmodischen, mit der Sackpost versendeten) Brief geschrieben hat, weiß, dass man jeden beliebigen Absender auf den Brief schreiben könnte und dass es von Seiten der Post und des gesamten Trasportwesens dieses Briefes keinerlei Prüfung gibt, ob diese Angabe stimmt.

Von daher sollte auch jedem Menschen klar sein, dass diese Angabe auf einem Brief keinerlei Aussagekraft hat, wenn es um kriminell motivierte Briefe geht, deren Autoren das Anlegen von Handschellen um die Handgelenke vermeiden wollen. Niemand würde ernsthaft erwarten, dass ein Drohbrief oder ein Brief voller Beschimpfungen und Beleidigungen mit echtem Absender kommt. Und gesetzt dem Fall, er käme überhaupt mit einem Absender: Beinahe kein Mensch mit normaler Lebenserfahrung käme auf die Idee, diesem Absender zu antworten. Und beinahe jedem Menschen wäre völlig klar, dass man kein »Hacker« sein muss, um einen falschen Absender auf einen Briefumschlag zu schreiben.

Leider: Nichts von alledem gilt äquivalent für Spam. Obwohl man wahrlich kein »Hacker« sein muss, um einen falschen Absender zu einer E-Mail anzugeben – jedes aufgeweckte Kind ist dazu imstande. Es ist so einfach, wie die Angabe einer ausgedachten Absenderadresse auf einem Briefumschlag. Beinahe jede Spam wird mit gefälschtem Absender versendet. Es ist deshalb nicht möglich, einem Spammer zu antworten, indem man auf »Antworten« klickt.

Trotzdem antworten Menschen immer wieder auf eine Spam; meist (für mich nachvollziehbar) in sehr gereiztem Tonfall und zuweilen auch unter Androhung juristischer Konsequenzen. Diese Antworten landen nicht bei Spammern, sondern im günstigsten Fall im Nichts, im wesentlich häufigeren ungünstigen Fall bei einem völlig unbeteiligten Dritten. Zuweilen, wenn asoziale und kriminelle Spammer meine Mailadresse als Absender eintragen, bin ich dieser unbeteiligte Dritte, und dann habe ich mindestens mehrere hundert Mails der Genervten und Entrüsteten in meinem Posteingang, von denen ich nur noch eine kleine Auswahl so beantworten kann, wie ich das für angemessen halte (also freundlich, sachlich und informativ). Tatsächlich ist es dann für mich beinahe unmöglich, diese Spamflut auch nur überfliegend zu lesen. Ja, mein Mailpostfach kann durch diese Art »Sekundärspam« für mehrere Tage so unbenutzbar werden, dass ich dazu übergehe, kurzerhand die Mailadresse abzuschalten. Bei einer vorwiegend privat genutzten Mailadresse kann ich mir das erfreulicherweise erlauben. Vielen anderen Menschen und vor allem Unternehmen steht diese Option gar nicht offen.

Zum Glück haben die Polizeien inzwischen dazugelernt und ermitteln nicht mehr gegen den Nutzer der Absenderadresse, wenn eine Strafanzeige wegen der kriminellen Belästigung erstatt wird – jedenfalls nicht, ohne vorher einmal in die Header der Mail geschaut zu haben.

Das ist lobenswert. Es ist wenigstens ein kleiner Fortschritt. (Und der hat auch viel zu lange gedauert.)

Ich denke oft, dass wir im Jahre 2016 leben, dass das Internet nicht mehr wirklich neu ist und auch keine Spielwiese der Geeks mehr, sondern Bestandteil des Alltags für die meisten Menschen und dass deshalb eigentlich jeder wissen müsste, welche Folgen es hat, wenn man einem Spammer antwortet. Aber ich erlebe es immer wieder einmal, dass auf Spam geantwortet wird. In meinem Postfach. In Fluten. In Mails, die teilweise durchaus eine persönliche Antwort erfordern, ohne dass ich noch dazu imstande wäre, diese Antworten zu schreiben.

Unterdessen labern von keinerlei vertiefter Kenntnis beleckte Journalisten und Politiker in ihrer enthirnend-populistischen Politikspam immer wieder einmal vom »Cybercrime«. Mit absurden Forderungen nach mehr präventiver Überwachung und Abschaffung von Bürgerrechten, aber ohne die Spur einer Aufklärung der Menschen, die von solcher Kriminalität betroffen werden können.

Es ist deprimierend.

Wenn die Menschen wenigstens damit aufhören könnten, solche Politikspammer zu wählen oder ihre Zeitungen zu kaufen oder ihre Zeitungswebsites zu lesen! Aber nein: Diese »Spam« holen sie sich freiwillig.

Um sich anschließend im Internet wie die Dummköpfe zu verhalten.

Zum Schaden aller anderen Menschen.

Es ist deprimierend.

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