Zum π-Tag

Auch, wenn ich weiterhin den Tag vor dem Monat schreibe und niemals einen π-Tag erleben werde, weil es weder einen 31.4. noch einen 3.14. gibt, wird der 14. März wegen der US-amerikanischen Datumsschreibweise 3/14 und wegen der weltweiten Strahlkraft der US-amerikanischen Müllkultur als »Pi-Tag« verstanden – und der »Internetgenießer« bekommt allerhand Irrelevantes über die Konstante π zu lesen.

Da möchte ich mich auch nicht länger zurückhalten. Ich habe mich gefragt, wie die Ziffern in der ersten Million Stellen von π verteilt sind. Nach einem beherzten sudo apt install pi¹ in einem Terminalfenster ist es relativ einfach, diese Frage zu beantworten. Dafür ist nach der Installation von pi noch nicht einmal Programmierarbeit erforderlich, es geht alles mit Standardtools aus der Shell heraus:

$ pi 1000000 | tr -d . | sed 's/\(.\)/\1\n/g' | sed '/^$/d' | sort | uniq -c
  99959 0
  99757 1
 100026 2
 100230 3
 100230 4
 100359 5
  99548 6
  99800 7
  99985 8
 100106 9
$ _

Ich hoffe, mit der Klärung dieser Frage, die für mich von erfreulich geringer existenzieller Bedeutung ist, den Erkenntnisfortschritt der Menschheit ein wenig vorangebracht zu haben. 😉

Und sei es nur, weil sich der oder die eine oder andere für die Shell zu interessieren beginnt…

pi 1000000 gibt die erste Million Stellen von π aus. Auf meinem sich zum Antiquitätenhändler vordrängelnden Computer braucht die Berechnung dieser Ziffern rd. dreieinhalb Sekunden; etwas zeitgemäßere Hardware wird wesentlich schneller sein.

Diese Ausgabe wird zur Eingabe von tr -d ., was einfach nur den Dezimalpunkt löscht und die reinen Ziffern ausgibt.

Diese Ausgabe wird zur Eingabe von sed mit einem zugegebenermaßen für Neulinge leicht abschreckenden regulären Ausdruck, der aber nichts weiter macht, als jedes Zeichen durch sich selbst, gefolgt von einem Newline zu ersetzen. Im Ergebnis wird jede Ziffer in einer eigenen Zeile ausgegeben.

Diese Ausgabe wird nochmal zu einer Eingabe von sed, weil am Ende eine leere Einzelzeile dadurch entsteht, dass auch an die letzte Ziffer ein Newline angefügt wurde. Diese leere Zeile wird gelöscht.

Diese Ausgabe wird zur Eingabe von sort und wird in aufsteigender Reihenfolge sortiert wieder ausgegeben.

Und diese Ausgabe wird schließlich zur Eingabe für uniq -c. So werden aufeinanderfolgende Vorkommen der gleichen Zeile gezählt. So landet ein Ergebnis im Terminalemulator. 😉

Man kann durchaus einige hundert Dezimalstellen von π auswendig lernen, und es gibt erstaunlich viele Menschen, die einen solchen Zeitvertreib für eine so gute Idee halten, dass sie einen Teil ihrer begrenzten Lebenszeit mit dieser wenig geistfördernden Anstrengung verleben. Ich halte es allerdings für eine viel bessere Idee, sich mit den rd. dreißig elementaren Tools vertraut zu machen, die man mit jedem richtigen Betrübssystem² zur Verfügung hat – und natürlich mit der Shell, die aus diesen Tools mit dem leicht verständlichen Konzept der pipe (und der Ein-Ausgabeumleitung) ein mächtiges Baukastensystem macht, das einem erstaunlich oft richtige Programmierung erspart. Im Gegensatz zu einer für Alltagsanwendungen überpräzisen Memorierung einer Ziffernfolge kann man mit diesem Wissen oft erstaunlich viel anfangen, und nicht alles ist so sinnlos wie dieses Beispiel. 😉

Und wenn man wirklich einmal sehr viele Stellen von π benötigt, ist ein Programm zur effizienten Berechnung (wie pi) schnell installiert. Alternativ kann man natürlich auch die allwissende Müllhalde befragen.

¹So installiert man bei debianoiden Linuxen.

²Inzwischen sogar für Microsoft Windows von Microsoft selbst geliefert… das ich das noch einmal erleben durfte! Cygwin ist eine ältere Möglichkeit.

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Warum sehe ich Handelsblatt Online nicht?

Javascript deaktiviert -- Warum sehe ich Handelsblatt Online nicht? -- Um unser Angebot in vollem Umfang nutzen zu können, müssen Sie JavaScript in Ihrem Browser aktivieren. -- Nutzungshinweise Datenschutz Impressum

Sie haben vorsätzlich und sicherlich aus gutem Grund mit einer Browsereinstellung oder einem geeigneten Browser-Addon dafür gesorgt, dass Websitebetreiber keinen Programmcode innerhalb ihres Webbrowsers ausführen können. Zum Beispiel, weil sie wissen oder weil ihnen jemand, der kein Journalist ist und deshalb etwas von den Dingen versteht, von denen er redet, deutlich erklärt hat, dass seit Jahren bei nahezu jedem über den Webbrowser vorgetragenen Angriff auf Computer Javascript eine zentrale Rolle gespielt hat.

Damit sind wir gar nicht einverstanden.

Deshalb lügen wir sie einfach an. (Wir sind Journalisten. Wir verachten sie und ihre Intelligenz. Ihre Computersicherheit ist uns egal. Die Trojaner, die sie sich möglicherweise wegen unserer Lügen einfangen, sind ihr Problem, nicht unseres.)

Wir benötigen zwar kein Javascript für die Darstellung unserer Inhalte, aber wir behaupten einfach, dass sie unsere Inhalte nur sehen können, wenn sie Javascript zulassen. In Wirklichkeit ist das Trickserei. Sie können sich leicht davon überzeugen, indem sie einen Textbrowser verwenden, auf dem die Abdeckung durch eine undurchsichtige Fläche, die dann mit Javascript wieder entfernt wird, naturgemäß gar nicht funktionieren kann – hier ein Screenshot mit emacs-w3m:

Screenshot Emacs mit der vom Handelsblatt blockierten Meldung im Fenster

Oder, wenn sie keinen Webbrowser für den Textmodus installiert haben sollten (was heute bei der Mehrheit der Computernutzer zutreffen dürfte), können sie sich immer noch mit einer ganz einfachen Methode davon überzeugen, dass wir lügen und unsere Inhalte ohne Javascript lesen. Klicken sie in den Anzeigebereich des Browserfensters (aber nicht auf einen Link), drücken sie anschließend Strg+A, um alles zu markieren, drücken sie dann Strg+C, um diese Auswahl in die Zwischenablage zu kopieren, machen sie ein Editorfenster oder die Office-Textverarbeitung ihrer Wahl auf und fügen sie dort die angeblich ohne Javascript nicht darstellbare Seite mit Strg+V ein. Das Office-Programm hat dabei den Vorteil, dass sogar Bilder und Links und vieles von unserem Layout übernommen werden. Das Ergebnis sieht zum Beispiel in LibreOffice so aus:

Screenshot LibreOffice Writer 5.0 mit der vom Handelsblatt blockierten Meldung im vollen Layout im Fenster

Wenn wir ihnen also etwas verklausuliert sagen, dass sie keine Inhalte sehen können, weil für die Darstellung unserer Inhalte Javascript benötigt wird, ist das eine Lüge, also eine von uns vorsätzlich ausgesprochene Unwahrheit, mit der wir ihre Intelligenz offen verachten. Alle unsere Inhalte wurden aus dem Web übertragen und liegen in ansprechender Formatierung in ihrem Webbrowser vor, wenn sie diese überlagerte Lügenmeldung sehen. Sie werden mit einer billigen HTML-Trickserei vorsätzlich von uns vor ihnen versteckt, die beim Laden der Seite mit einer Zeile Javascript entfernt wird. Wenn wir die Trickserei wegließen (wie das jeder normale Websitebetreiber macht), gäbe es das von uns postulierte Problem nicht.

Die Behauptung, dass Javascript erforderlich wäre, um die Inhalte darzustellen, ist etwa so »ehrlich« und »seriös« wie das Reden eines Hütchenspielers auf der Suche nach Opfern. Dieser kann ja auch nicht die Wahrheit sagen, denn es ginge gegen sein Geschäftsmodell, wenn er »Ich betrüge sie mit einem kleinen Taschenspielertrick und sie haben keine Chance« statt »Bei mir können sie viel Geld gewinnen« sagte.

Warum wir in Wirklichkeit so heiß darauf sind, Code in ihrem Webbrowser ausführen zu können, dass wir sie sogar dafür belügen? Das geht sie einen Scheißdreck an. Wir lügen sie einfach an, um sie mit unserer Lüge im Idealfall dazu zu nötigen, die Sicherheit ihrer von ihnen selbst vorgenommenen Browsereinstellungen zu lockern. Dass wir damit einen Beitrag zum Erfolg der Organisierten Internetkriminalität leisten, ist uns egal. Schließlich tragen sie ja den Schaden davon.

Bitte bleiben sie uns gewogen, obwohl wir sie verachten.

Bitte lesen sie uns weiter, obwohl wir sie belügen.

Bitte verlinken sie uns überall und empfehlen uns damit weiter, obwohl wir eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Computersicherheit unserer Leser sind.

Und kommen sie niemals auf die Idee, uns als »Lügenpresse« zu bezeichnen. Das ist pfui und Nazi.

Ihre Qualitätsjournalisten vom Handelsblatt

Natürlich sind die Worte, die ich hier den Handelsblatt-Machern in den Mund gelegt habe, satirisch. Die drei Screenshots dienen allein der Dokumentation und können von jedem Menschen anhand der gegebenen Informationen reproduziert werden. Wer sich von meiner Satire auf dem Schlips getreten fühlt, sollte besser Fliege tragen.

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Fikten, Fikten, Fikten…

An mir ist eben gerade der Vorschlag vorbeigescrollt, dass man unwahre »Fakten« einfach als »Fikten« bezeichnen sollte, denn sie sind ja nicht faktisch, sondern fiktiv. Zudem klingt dieses Wort deutlich nach ficken und spiegelt damit den Hirnfick wider, der ja die propagandamächtige Absicht hinter den behaupteten, angeblichen »Fakten« ist.

Ich muss zugeben, dass mir dieses Wort richtig gut gefällt. Es hat eigentlich nur einen Nachteil: Für jemanden, der es zum ersten Male hört, ist es nicht selbsterklärend.

Wenn ich von einer »Fiktenpresse« spreche statt von einer »Lügenpresse«, kann mir niemand nur wegen meiner Wortwahl vorwerfen, dass ich ein dummer, pöser Scheißnazi bin. Und der ganz normale Hirnfick von Mitmensch Scheißjournalist – zum Beispiel die Identifikation von Menschen mit geschlossenem rechtsradikalem Weltbild anhand einer für deutsch Sprechende sehr naheliegenden Wortneubildung angesichts eines auffällig manipulativen Journalismus – ist gleich mitabgefrühstückt.

Statt »postfaktisch« – was sowieso ein sehr unhandliches und kopfgeboren schmeckendes Wort ist – wird es dann »fiktisch«. Auch dieses Adjektiv ist wunderbar, klingt es doch bei nachlässiger, leicht rotziger Intonation schon wie eine Aufforderung, es sich einfach selbst zu besorgen. Damit ist die einzig passende Erwiderung auf den intelligenzverachtenden Versuch angedeutelt, ohne direkt ausgesprochen zu sein.

Es ist das Jahr der Bundestagswahl. Eine mit Sicherheit sehr erfolgreich aus dieser Wahl hervorgehende Partei wird die AfD sein. (Nein, das gefällt mir nicht. Aber das ändert nichts daran. Und das restliche zur Wahl stehende Angebot mit ernsthaften Aussichten in den Deutschen Bundestag einzuziehen, gefällt mir genau so wenig.) Eine mit Sicherheit sehr häufig zu beobachtende propagandistische Strategie der etablierten Parteien wird die Zueigenmachung von AfD-Forderungen sein. Gerade die gegenwärtige Mitregierungspartei CSU ist auf diesem Weg schon bemerkelnswert weit fortgeschritten, ohne dass das zu dem offenen Eklat geführt hätte, der angesichts eines solchen Vorgehens angemessen wäre. Vor uns liegen noch viele Fikten. Einige auf Plakaten. Etliche im Fernsehen, dessen vorgeblich politische Talkshows einer alphabetisierten Zivilisation längst unwürdig geworden sind. Viele in journalistischen Produkten. Alle mit dem gleichen, verachtenswerten Zweck, den Menschen ins Gehirn zu ficken.

Lasst uns einfach damit anfangen, die Fikten als Fikten zu bezeichnen, statt darauf reinzufallen!

Hier ist eine kleine Hilfe. Das folgende Bild ist CC-Zero-lizenziert, ich verzichte also auf jegliche Rechte, damit man und frud es auch in der Bimbesrepublik Abmahnistan ohne juristische Gefahren überall benutzen kann. Einfach zugreifen! (Kennt ihr ja und habt ihr schon tausendfach gemacht: Kontextmenü des Browsers über dem Bild, speichern mit »Grafik speichern unter« und anschließend überall im Web verwenden!)

Und natürlich bezieht sich der Verzicht auf jegliche Rechte auch auf den Text, der einfach verwendet werden darf, falls jemanden mein typografisches Geschick zu klein erscheint oder falls eine Grafik unangemessen ist. Für das Bild hier zugreifen:

Du sagst also, was du behauptet hast sei 'faktisch' und deshalb seien es 'Fakten'. In Wirklichkeit ist es 'fiktiv' und deshalb sind es 'Fikten'. Wenn du unbedingt ficken willst, fick dich einfach selbst!

Von Hotlinks bitte ich abzusehen. Ihr könnt es einfach kopieren. Danke!

Falls das Bild zu klein sein sollte: Bei Flickr gibt es das Bild bis zu DIN A5 mit 300 dpi, natürlich verlustfrei als PNG. Wer Postkarten, Aufkleber, Spuckis damit drucken möchte, bediene sich! Das ist der Sinn einer Lizenzierung unter CC0. Es ist nicht nur kostenlos, es ist Frei.

Schluss mit den Fikten! Sagt den Verbreitern der Fikten ein klares »fiktisch«!

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Ich bin Dunkelheit

Direktlink zum Album bei Bandcamp

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Mal ein bisschen DooM

Vor einigen Tagen habe ich an anderer Stelle mal angemerkt, dass meiner Meinung nach jeder Mensch versuchen sollte, ein DooM-Level zu gestalten. Die Engine ist viel einfacher als moderne Engines, vollständig dokumentiert und kann eigentlich von jedem Menschen mit durchschnittlichem technischem Interesse beherrscht werden.

Auf der Grundlage der beschränkten Möglichkeiten dieser über zwei Jahrzehnte alten Engine interessante Level zu bauen, ist eine Kunstform, die viel häufiger praktiziert werden sollte. Es gibt keine Möglichkeit, mit grafischen Effekten Atmosphäre zu schaffen, aber die Grafik ist völlig hinreichend. Auch MIDI-Musik reißt heute niemanden mehr vom Hocker. Die Beschränkungen trainieren darin, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Nun, ich will es mal so sagen: Ich veröffentliche hier eine frühe Beta-Version eines DooM-WADs mit zurzeit nur einem einzigen Level, von dem mir andere gesagt haben, dass er gar nicht so schlecht sei. (Meiner Meinung nach waren sie nur von der wohlgewählten Musik für diesen Level beeindruckt, so dass sie nicht bemerkt haben, wie bescheiden der Level in Wirklichkeit ist.) Ich persönlich finde diesen Level viel zu einfach, aber er ist auch als MAP01 konzipiert und hat von daher einen eher einführenden Charakter. Er ist übrigens auch nicht besonders groß.

Wer es einmal ausprobieren möchte, bediene sich: Download der Beta-Version des DooM-WADs »Not Phobos Again« (ZIP-Archiv, 387,7 KiB)

Hier als »Appetitanreger« nur ein Screenshot des letzten Raumes, gerendert von GZDoom:

Screenshot DooM-WAD: Not Phobos Again

Falls jemand davon Appetit bekommen hat, aber kein altes Original-DooM-WAD mehr herumliegen hat: Natürlich kann man »Not Phobos Again« auch mit dem freien, unter BSD-Lizenz lizenzierten Freedoom als IWAD spielen (dessen eigene Level aber teilweise nicht so dolle sind). Damit sieht zwar vieles ein bisschen anders aus…

Screenshot DooM-WAD: Not Phobos Again mit Freedoom

…aber das fällt niemals unangenehm auf (wenn man einmal von einigen Sprites absieht). Generell ist Freedoom ein bemerkenswert weit fortgeschrittenes Projekt, ein freies DooM zu schaffen, das Unmengen sehr guter WADs auf völlig freier Software spielbar macht. (Wer einmal ein wirklich schwieriges Spiel zocken möchte, kann sich zum Beispiel an Alien Vendetta auf »Ultra Violence« versuchen – ich bin dabei wohl tausend Tode gestorben!)

Ein gut geeigneter Sourceport zum Spielen ist das schon erwähnte GZDoom oder auch PrBoom Plus (Vorsicht, dieser Link geht leider zu Sourceforge). Leider funktioniert »Not Phobos Again« nicht mit jedem Sourceport und auch nicht mit dem alten Original-DooM, weil ich ein paar Features des Sourceports »Boom« nutze. Aber das Original-DooM ist ja auch eine MS/DOS-Anwendung, die auf einem modernen Betriebssystem wohl nur noch mit Mühe (oder mit einer DOSBox) zum Laufen gebracht werden kann. 😉

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