Mach dich schlau!

Screenshot eines Videovorschlages von YouTube: EILMELDUNG | UFO & Alien Krieg für den 3. Dezember 2024 angekündigt! (Nur ein Gerücht?) -- 52.450 Aufrufe -- vor 3 Tagen -- Kanal: Mach dich schlau! Mystery, Doku & Space -- Am 3. Dezember wird es einen UFO Alien Krieg geben. So sagte es ein Web Bot bereits 2009 voraus. Dieser UFO-Krieg...

An diesem Vorschlag aus der algorithmischen Hirnhölle Googles entzücken gleich vier Dinge:

  1. Google – oder genauer: Ein von Google verwendetes und angewendetes Rechenverfahren – hält so einen bullshitüberwürzten Psychoquatsch auf dem Weg zur Endstation Mittelalter 2.0 für einen wertvollen Content, um Menschen dauerhaft mit YouTube zu beschäftigen, damit die Reklameplätze vermarktet werden können und das Geschäft für Google läuft.
  2. Ich bin immer bei YouTube angemeldet. Ich habe dort ja auch Abos, und möchte neue Videos mitkriegen. Früher hatte YouTube mal RSS-Feeds zu Kanälen, die ich mir einfach abholen konnte, aber das stört vermutlich heute bei der Reklameplatzvermarktung, und so bin ich eben immer bei YouTube angemeldet. Meine Abos sind YouTube bekannt, sonst würde ich ja nichts von den neuen Uploads mitbekommen. Zu den von mir abonnierten Kanälen gehören Sabine Hossenfelder, Astrum, 3blue1brown (großartiger Didakt!), Thunderf00t, Voynich Talk (völlig bullshitfrei), Numberphile, Retro Game Mechanics Explained (sehr technischer Kanal, Assemblerkenntnisse sind hilfreich), Mind Your Decisions, LPIndie (einer der wenigen grenz- und parawissenschaftlich Interessierten, von denen ich keine Hirnschmerzen kriege, aber er labert auch ganz schön viel, um die Videolänge auf Monetarisierung zu bringen), Simplicissimus, ParaBreakdown (manchmal recht unterhaltsam, fast immer kurz und knapp, immer sind die »Beweise« dort erdrückend), Tolgahan Çoğulu (kann Spuren von Mikrotonalität enthalten), Standup Maths von Matt Parker, AronRa, Postmodern Jukebox, Physikalisch-Astronomische Fakultät Jena, Early Music Sources (unbedinge Empfehlung, aber nur für Leute mit unheilbarem Musiktick), Richard E Borcherds (Achtung: Sehr hoher mathematischer Anspruch), PBS Space Time, LEMMiNO, Ahoy. Dazu kommen noch ein bisschen Buntes rund um Speedrunning und Gaming älterer bis alter Spiele, ein bisschen Trash, einige Dashcamkanäle, ein paar Musiker und Menschen aus Hannover, die Zeug sammeln und erhalten, bevor die alten Neuigkeiten vom Strom der immer neueren Neuigkeiten in der Toilette des Vergessens runtergespült werden und die gleiche Scheiße immer und immer wieder passiert. Google weiß das alles. Google weiß auch, was ich wann wie oft schaue und was ich mir bis zum Ende anschaue. Google weiß das, weil Google mir »zielgruppengerechte« Reklame ins Leben machen will. Erstaunlich, was Google mir auf diesem Hintergrund für Videos empfiehlt! Denen, die dort Reklame schalten lassen, möchte ich da nur zurufen: Die Algorithmen, mit denen eure Reklame angeblich »zielgrupengerecht« präsentiert wird, dieses ganze targeted marketing, sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit genau so schlecht oder noch schlechter. Spart euch das Geld einfach, statt es für so einen dysfunktionalen Quatsch zu verbrennen! Oder zahlt es zur Abwechslung mal an eure Mitarbeiter aus! Dabei könnte es wenigstens passieren, dass sie durch gesteigerte Motivation mehr erwirtschaften, als ihr ihnen zusätzlich gezahlt habt. Die »zielgruppengerechte Werbung« mit dem »künstlich intelligenten« Fadenkreuz von Google funktioniert hingegen gar nicht.
  3. Natürlich ermöglicht Google solchen Kanalbetreibern, für ihre Uploads ein ordentliches Bätzchen Geld zu bekommen, damit es auch ja immer mehr davon gibt. Das wird dann wiederum algorithmisch nach oben gespült.
  4. Google bekämpft auf der anderen Seite angeblich Fehlinformationen. Durch Löschungen unerwünschter Videos, meist politischer oder satirischer Natur, oft aber auch wegen grausamer und gewalttätiger Darstellungen, die gerade mal keinen politisch erwünschten Krieg in propagandistisch gewünschter Weise dokumentieren. Also durch Zensur. Was bleibt, ist Unterhaltung und völlig irrationaler Quatsch.

Auch das Gehirn kann Schmerzen fühlen.

Und nein, man wird auf dem so angepriesenen Kanal weder schlau, noch wird es Dienstag, am 3. Dezember, zu einem »UFO Alien Krieg« mit keyworderhaltenden Deppen Leer Zeichen kommen. Um das zu bemerken, muss man sich nicht einmal das Video anschauen, es reicht bereits der Anrisstext mit der Voraussage eines »Web Bot«, was immer das auch sein soll… 🧠️⏏️

Ach, überlese ich das »Web« einfach mal, das da nur wegen der Keywords eingegeben wurde. Es geht um die Voraussage eines Bots, die Kristallkugel des 21. Jahrhunderts. Mystisch und geheimnisvoll. Vor allem für Menschen, die nicht wissen, wie ein Computer funktioniert. Also für die von Schule und vom contentindustriellen Journalismus, also von Reklameplatzvermarktung, »gebildeten« Menschen.

Die kommende Idiocracy ist markt- und reklameinduziert. An ihrem vorläufigen Ende stehen die Donald Trumps, Gerhard Schröders und Christian Lindners dieser Welt. Und viele weniger schrille, aber genau so dümmliche Hirngifte. Der Rest ist Zielgruppe. Man sollte sich zu diesem Wort immer ein Fadenkreuz vorstellen, durch das man von einem anonymen Heckenschützen im Hinterhalt betrachet wird, der seinen Kopfschuss setzen will. Dann sieht man es richtig.

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Nein!

Du kannst die Klimakatastrophe nicht aufhalten.

Selbst, wenn du jetzt dein Auto abschaffst, kein Fleisch mehr isst, deine Heizung runterdrehst, auf Rohkost umsteigst, nicht mehr fliegst, alle Wege zu Fuß machst, dich in absurden, mittelalterlich anmutenden Bußübungen mit der Peitsche kasteist, du kannst die Klimakatastrophe nicht aufhalten.

Ich kann die Klimakatastrophe übrigens auch nicht aufhalten. Und deine kindischen, undurchdachten Vorwürfe verfangen bei mir nicht. Ich habe eine bessere Kohlendioxidbilanz als du, eine viel bessere. In meinem Leben fällt nur wenig Müll ab, aber ich benutze vieles, was eigentlich Müll und für andere Menschen wertlos ist, weil es keinen Preis mehr hat, noch jahrelang, weil es einen Nutzwert für mich hat. Guck dir nur mal an, in welchen Lumpen ich herumlaufe. Alle meine Wege mache ich zu Fuß oder mit dem Fahrrad, und das seit Jahrzehnten. Armut ist klimaschonend. Ich bin ein großer Freund der Eisenbahn, freue mich über das entspannte Reisen und die vielen interessanten Menschen, die ich dabei schon kurz kennengelernt habe und es gibt eigentlich nur eines, was mich daran öfter mal gestört hat: Der prohibitive Preis, der bei immer fragwürdigerer Zuverlässigkeit der Deutschen Bahn immer höher steigt. Ich bin noch nie geflogen. Obwohl ich einmal fast geflogen wäre, von München nach Hamburg. Weil es damals billiger als die Zugfahrt geworden wäre. Ich kann jeden verstehen, der dann fliegt, das Geld wächst ja nicht an Bäumen. Ich hatte damals noch genug Geld, um bequem im Zug zu reisen, was übrigens nicht viel länger dauert, wenn man den ganzen Quatsch am Flughafen und den Nahverkehr miteinberechnet. (Nichts gegen die sehr zuverlässigen U- und S-Bahnen in München!) Daran, dass diese Preisgestaltung so ist, wie sie ist, bin ich unschuldig. Es ist politischer Wille aller Parteien, die ich niemals wählen könnte, weil ich noch etwas fühle und weil ich Menschen mag. Ja, ich meine damit auch die Grünen. Wenn sie einen anderen Willen gehabt hätten, dann hätten sie ja darauf hingewirkt, dass es sich ändert. Aber dafür fliegen sie zu gern in den Urlaub, diese besorgniserregenden umweltbesorgten Bürger. Gern naturnah und hochkulturell. Also haben sie lieber gegendert; absurde Sondersteuern eingeführt, die arme Menschen belasten, um die armen Menschen zur Freude des bürgerlichen Armenhasses noch ärmer zu machen und sogar schon zusammen mit der SPD einen staatlich subventionierten Billigarbeitsstrich eingeführt, um auch die nicht völlig verarmten Menschen durch staatlich gefordertes und gefördertes Lohndumping auch noch ärmer zu machen. Aber für das Klima kam nichts. Außer Emissionsablasszettelhandel und Sondersteuern, die sich in jeden Einzelhandelspreis legen. Und Krieg, natürlich, und Krieg, denn tote Menschen sind nun einmal klimafreundlicher als lebende Menschen. Hauptsache, man stirbt nicht selbst dabei! Darauf eine Flasche doppelt gebrannte Moral mit einem kleinen Schuss lecker Wertesurrogatextrakt! Prost!

Ich habe nicht einmal Kinder in diese Welt gesetzt. Gut, ich habe dabei nicht ans Klima gedacht, sondern einfach nur an die von Gewalt, Folter, Rechtlosigkeit und Elend geprägten Lebensbedingungen, denen ich selbst als Kind ausgesetzt war, aber im Ergebnis war das die klimafreundlichste Entscheidung meines Lebens. Obwohl ich nur vermeiden wollte, dass ausgelieferte und völlig rechtlose Menschen sinnlose Qualen, schulische Indoktrination, evangelisch-lutherische Kinderfolter im rechtsfreien (und polizeiunterstützten) Raum und die tiefe, alles durchwaltende Kinderfeindlichkeit der Deutschen erleiden müssen, so wie ich es musste. Nichts ist so klimaschädlich wie ein Mensch, und folglich ist nichts so klimaschützend wie die Benutzung wirksamer Verhütungsmittel beim Sex. Wenn sich diese BRD noch einmal dazu entschließen sollte, ein so genanntes »Klimageld« für klimaschützendes Wohlverhalten an ihre Bewohner auszuzahlen, dann wird für die Ledigen und Kinderlosen ein warmer Geldregen regnen, wenn es dabei nur ein bisschen gerecht zugeht. Im Moment bezahlt die BRD lieber für Kinder; das Kindergeld und die Steuererleichterungen sind die Autokaufprämie für den Mutterleib…

Nein, ich bin gar nicht so zynisch, die mich umgebende Wirklichkeit ist zynisch, menschen- und intelligenzverachtend, und das schon, so lange ich denken kann. Was ich dir sage, nimmt eine leichte Brise von dem vorweg, was man in hundert Jahren über uns alle sagen wird. Voller Unverständnis. Mit Ekel vor unserem Zynismus und mit Hass auf unsere Dummheit, die so viel zerstört hat, ohne dass die meisten Menschen etwas davon hatten. Aber dem DAX geht es gut. Ein Kursfeuerwerk. Mit Krieg und Kanonen, den zweiten Krieg, den ich erlebe, bei dem die Grünen mitmachen. Die, die immer noch pazifistisch tun. Die Frage, ob Krieg klimafreundlich ist, interessiert nicht. Werte, weißtschon, Werte!

Und sogar über mich wird man so reden, denn ich persönlich komme in dem, was man in hundert Jahren über »uns alle« wissen wird, nicht vor. Ich liege deutlich unterhalb der Relevanzschwelle dessen, was unsere Zeit so überliefert. Von mir ist nichts im alles durchquellenden, industriell in Contentfabriken hergestellten Bullshit, der zum Teil aushärten und faktenschwer wie Beton das Bild der Nachunskommenden über unsere Zeit prägen wird. Du liegst ebenfalls deutlich unterhalb dieser Relevanzschwelle. Es geht dabei nicht um uns, und es ging niemals darum. Dein Grabstein wird im besten Fall einen Namen zusammen mit einem Geburtstag und einem Sterbetag erzählen. Vermutlich nicht einmal das. Sonst bleibt nichts. Und der Stein wird weggenommen, um die immer wieder neuen Toten verscharren zu können. Du hast ja schon Schwierigkeiten, mich zu verstehen, wenn ich spreche, wie mir der Schnabel gewachsen ist, und dabei liegt zwischen uns nicht einmal ein halbes Jahrhundert voranschreitenden, sich in den letzten dreißig Jahren deutlich beschleunigenden Sprachwandels. Was aus unserer Zeit verbleiben wird, als Erinnerung im dann zum Koprolithen verfestigten Bullshit? Donald Trump zum Beispiel. Wir nicht. Und wenn ich mir so anschaue, wer über den Relevanzschwellen der industriellen Contentfarmen liegt, dann bin ich froh darüber, dass mein Leben nicht aus Titten, Reichtum, finanzstarker Kriminalität oder völlig verkommenem Charakter besteht. Und du solltest auch froh darüber sein. Auch, wenn du dir nichts davon kaufen kannst.

Die Klimakatastrophe kannst du eh nicht aufhalten. Nein! Und ich kann die Klimakatastrophe auch nicht aufhalten. Finden wir uns damit ab, wie wir uns auch mit dem Tod abfinden müssen. Denn wir können nichts tun. Das ist eine Riesensauerei, wenn du mich fragst. Aber es ist so.

Es gibt eine gewisse Menge brennbaren Materiales auf der Erde. Diese Menge ist zum Glück begrenzt. Es gibt auch eine menschliche Kultur auf der Erde. Die hat es weit gebracht, seit ihre Vorfahren von den Bäumen abgestiegen sind und ein kontrolliertes Feuer zu unterhalten verstanden haben, und sie ist überall. Ihre Hauptleistung besteht neben der Auftürmung von Müllbergen darin, alles anzuzünden, was brennbar ist. Wenn du damit aufhörst, machen die anderen weiter. Wenn ich damit aufhöre, machen die anderen weiter. Wenn Europa damit aufhört, hat Indien noch nicht einmal richtig mit dem Anzünden angefangen. Das wird erst aufhören, wenn alles Brennbare verbrannt ist. Nach uns werden Menschen irgendwann auch die auf Nanogröße abgeschliffenen Plastikpartikel aus den Ozeanen filtern und anzünden, die dort entstanden sind, wo wir Wegwerfprodukte aus einem jahrhundertelang haltbaren Werkstoff hergestellt haben.

Zum Glück ist die Menge begrenzt.

Es reicht trotzdem für eine zünftige Katastrophe. Das ahnt man seit über hundert Jahren, und seit über fünfzig Jahren ist es durch Simulationen erhärtet. Inzwischen sind die Simulationen etwas ausgefeilter, aber die alten, auf einfachen Modellen basierenden Rechnungen decken sich auch noch verblüffend gut mit den späteren Messungen. Es ist Physik. Kein Glaubenssatz. Keine Meinung. Keine Ideologie. Nichts zum Hoffen. Und jeder, der eine naturwissenschaftliche Grundbildung hat, weiß das. Über Einzelheiten kann man streiten, der Trend ist klar. Der Strom von Bullshit, der in späteren Zeiten zum Koprolithen verhärtet das Bild unserer Zeit prägen wird, nennt es »Klimawandel« oder »Klimakrise«, obwohl jeder an diesen Hirnpflug Ziehende wissen muss, dass es Katastrophe wird. Selbst, wenn es nur halb so schlimm wie prognostiziert kommen sollte. Was ich nicht glaube, denn ich bin ausgelernter Optimist.

Nach uns die Katastrophe, die wir sind!

Ich kann diese Katastrophe nicht aufhalten, und du kannst es auch nicht. Also versuch nicht, mir einen vom Klima zu erzählen, während die Börse brummt und die Wirtschaft wächst, um mich damit psychisch zu manipulieren! Das politische Gerede vom Klima ist das neue Gerede vom Wirtschaftsstandort, und der fanatische Armenhass der Herrschenden und Besitzenden ist in alledem eine Konstante. Die werden es schon hinbekommen, dass ausgerechnet diejenigen am meisten für etwas zur Kasse gebeten werden, die am wenigsten dazu beigetragen haben. Das bekommen sie seit Jahrhunderten hin. Das ist politischer Wille, und in vielen »westlichen« Staaten der einzige politische Wille. Und wehe, man spricht dabei vom Klassenkampf, das ist pfui, böse und verfassungsfeindlich.

Und nein, ich gehe nicht wählen. Ich legitimiere nicht freiwillig und aktiv die Korruption, die bei diesen »Wahlen« herauskommt und die Günstlinge der Parteioligarchien, die in Amt und Pfründe gehoben werden. Da wäre ich ja dumm. Ich stecke doch auch keine Stricknadeln in eine Steckdose. Und an Ablasszettel glaube ich auch nicht mehr.

Und jetzt such dir das nächste Opfer für dein lichtloses Gerede!

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Unlesbar programmieren

Allergiehinweis: Es folgen neun Zeilen Code in Python:

def f(n):
    def fp(f, t):
        if f == t:
            return f
        else:
            d = ((t - f) >> 1) + f
            return fp(f, d) * fp(d + 1, t)
    return fp(1, n)
print(f(100))

Ich hatte vor einigen Tagen viel Spaß mit ein paar Menschen, die beim Anblick dieses kleinen Python-Quelltextes auch nach längerem Nachdenken nicht erraten konnten, was zum hackenden Henker hier überhaupt berechnet wird. Dabei ist das gar nicht mal so schlimm ausgedrückt, wenn man einmal davon absieht, dass sich die Funktionsnamen f und fp genau so wenig selbst erklären wie die Variablennamen f, t und d und damit jeden hilfreichen semantischen Kontext zerstören. Es ist darüber hinaus in einer Weise ausgedrückt, die hoffentlich jeder Mensch vermeiden würde, wenn man es nicht wirklich so machen muss (um zum Beispiel die Rekursionstiefe gering zu halten, die gegenüber direkter rekursiver Formulierung von O(n) auf O(log n) schrumpt, weil der Aufrufstack in Python nun einmal wegen einer für uns Normalsterbliche unverständlichen Weisheit der Sprachdesigner auf 1000 begrenzt ist). Ich hoffe, die haben jetzt wenigstens verstanden, dass »lesbarere« Programmiersprachen nur dann zu lesbarerem Code führen, wenn sich darin auch lesbare Gedanken ausdrücken. Und das gilt weit über Programmiersprachen hinaus in der gesamten menschlichen Kommunikation, ja, auch in der politischen Kommunikation: Je unmittelbarer der Ausdruck und je klarer der Gedanke ist, desto besser und schneller kann er von anderen aufgefasst werden.

(Wer sich denkt: »Bei einem Sortieralgorithmus hätte ich die Vorgehensweise ja verstanden, aber doch nicht bei einem Produkt, da ist das ja nur sinnlos und verwirrend«, hat vermutlich schon verstanden, was hier berechnet wird.)

Auch Code ist Kommunikation. Es ist so gut wie sicher, dass irgendwann einmal ein anderer Programmierer in den Code schauen wird, wenn es um eine nichttriviale Anwendung geht. Sei es, um einen lästigen Fehler zu beseitigen, sei es, um eine vermisste Funktionalität zu verbauen. Oder dass man selbst hineinschauen wird. Nach meiner Erfahrung ist eigener Code nach nur einem Jahr genau so unverständlich wie fremder Code. Bei postmodernen Programmiersprachen wie Perl oder in Shellskripten kann der Code schon nach einem Monat fremd und unverständlich aussehen. Meine Festplatte ist voll mit Beispielen aus meinem eigenen Leben. Wer sich auch mal gruseln möchte: Hier ist ein schönes Beispiel in Lua, das Zahlenreihen ganzer Zahlen fortzusetzen versucht, was zumindest früher eine recht häufige Aufgabe in so genannten Intelligenztests¹ war. Es funktioniert nur mit polynominell definierten Reihen, nicht mit exponentiellen oder über Sprache oder Zifferndarstellungen defnierten Reihen, ist in der Praxis also keine Alternative zur OEIS. Warum Lua? Weil die paar Leute, denen ich damit in eine Diskussion gekommen bin, um ihnen hoffentlich ein bisschen das Zweifeln am so genannten Intelligenzquotienten zu lehren, schon Lua konnten.

(Keiner weiß, was Intelligenz ist, aber alles spricht von »Künstlicher Intelligenz«, besonders Ahnungslose sprechen sogar vom »Bewusstsein« einer solchen »Künstlichen Intelligenz«. Aber lassen wir das.)

Ein Einwand war, dass man das mit den Sprachmitteln von Python – ich habe in meinem vorsätzlich schlechten Code allerdings auch nichts anderes als nur die Sprachmittel von Python verwendet und könnte mir wegen des beschränkten Aufrufstacks sogar eine faule Ausrede aus den Fingern saugen, warum ich das so binärbaummäßig ausgeästelt habe – doch direkter und kürzer ausdrücken könnte. Meine Antwort sah so aus:

import functools
f = lambda n: functools.reduce(range(1, n + 1), lambda l, r: l * r)
print(f(100))

Kurz und direkt, quasi ein Einzeiler, wenn man den import eines Moduls der Standardbibliothek mal als eine unvermeidliche Formalie betrachtet: Etwas lästig, aber dafür hat man einen recht sauberen globalen Namensraum. Und es ist so elegant (auch so ein komischer Anspruch), dass Freunde funktionaler Programmiersprachen (das bin ich selbst aus ziemlich zufälligen Gründen nur eingeschränkt) sofort vergnügt zu hüpfen beginnen möchten. Schönstes und reinstes Python, viel gelobt für seine Lesbarkeit. Rekursion gibt es auch nicht mehr. Das ist also viel nachvollziehbarer, weil man nicht erst Rekursion verstanden haben muss, um Rekursion zu verstehen. Gut, dafür kann man es nicht mehr ganz so leicht in jeder beliebigen anderen Programmiersprache (COBOL zähle ich mal nicht mit) ausdrücken wie mein Eingangsbeispiel. Aber dafür ist das sogar allgemeiner, weil es nicht einfach voraussetzt, dass die Multiplikation kommutativ ist. Zufrieden? Ach, so richtig lesbar ist das immer noch nicht, und wie es denn zur Abwechslung mal mit einer ganz normalen Schleife wäre? 😁️

Nun ja, meine lieben Mitmenschen haben sich in den nächsten Stunden lieber mit der dummen Idee beschäftigt, Whitespace mit syntaktischer Bedeutung aufzuladen, wie es Python tut.

Vermutlich habe ich mich nicht unmittelbar und klar genug ausgedrückt.

Oder ist derailing inzwischen völlig normal geworden?

¹Eine recht fragwürdige Methode übrigens. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten für das Bildungsgesetz einer Zahlenreihe, von der nur endlich viele Glieder vorliegen.

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Vertrauensfrage

Der Zeitraum von der Entscheidung in der Vertrauensfrage bis zum Termin einer Neuwahl:

Bundeskanzler Jahr Dauer
Helmut Kohl (CDU) 1982 156 Tage
Gerhard Schröder (SPD) 2005 119 Tage
Olaf Scholz (SPD) 2024 144 Tage

Die Skandale konstruieren, wo keine sind und gar heftig und empört mit dem Finger darauf deuten, wollen nur den Blick von dort weglenken, wo die Skandale sind.

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Respekt!

Nur, um das klarzustellen: Ich habe keinen Respekt vor einer Religion oder einer Ideologie oder einer ähnlichen Form kollektiver Neurose, die keinen Respekt vor mir hat. Erst recht nicht, wenn dieser Wahnfug von mir gebieterisch einen »Respekt« einfordert.

Missionarischer Eifer, Angstmachversuche, Lügen und billige emotionale Manipulationsversuche führen regelmäßig zur Ausweitung meines Nichtrespekts bis hin zum voll erblühten und vorsätzlich verunglimpfenden, karikierenden und spottenden Zynismus. Mit Gnade kommen wir gegenüber den Gnadenlosen nicht weiter. Egal, ob christlich oder muslimisch; egal ob feministisch violett oder erdfarben braun; im Hass auf die Armen und Zerschlagenen und in der Liebe zur hemmungslosen Gewalt sind sie eh alle vereinter, als sie selbst ohne Gefahr für ihre angemaßte Weltdeutungskompetenz wahrhaben könnten.

Vor meinem Arsch ist auch kein Gitter!

Wer das nicht mag, möge bitte wenigstens ein bisschen froh darüber sein, dass ich im Gegensatz zu vielen religiös oder ideologisch verblendeten Menschen nicht dazu neige, psychische oder emotionale Gewalt mit körperlicher Gewalt zu beantworten, wenn ich eine Möglichkeit sehe, dabei straffrei davonzukommen. Obwohl in der Bundesrepublik Deutschland eigentlich jeder intelligenzbegabte Mensch einen als Totschlag im Affekt oder gar in Notwehr getarnten Mord in einer selbst gegenüber einem Heißsporn provozierten Affekt- oder Notwehrlage frei hat – wisst schon: sofort nach Todeseintritt selbst die Polizei und den Krankenwagen rufen, volles Geständnis unter gespielter Zerknirschung, sofort selbst eine Therapie anfangen, wegen voller und selbstverdammender Tateinsicht, so etwas darf aber auch wirklich nie, nie, nie wieder passieren, dass ich so ein Monster werde, tätige Reue, positive soziale Prognose durch den quasirobotischen Gutachter… alles das wird zu einer kurzen Bewährungsstrafe mit verhältnismäßig lachhaften Auflagen, dafür geht dann halt der nächste Schwarzfahrer in den Knast. Nicht jeder Mensch wird da so friedlich bleiben. Recht heißt: Mit der Bigotterie und Ungerechtigkeit überleben.

Nicht als Handlungsaufforderung verstehen! Das war natürlich nur ein Beispiel meines verunglimpfenden, karikierenden und spottenden Zynismus gegenüber der Praxis unseres Strafrechts. Wie viel »Respekt« ich davor habe, ist hoffentlich deutlich genug.

Ach ja, vor meinem Arsch ist immer noch kein Gitter.

Aber etwas Respekt bitte! Vorher die Zähne putzen!

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