Habt ihr euch immer schon gefragt

Habt ihr euch immer schon mal gefragt, was im Gehirn eines Programmierers so vorgeht, wenn er sich analytisch mit Programmcode beschäftigt? Teile der Antwort könnten die Bevölkerung verunsichern:

Das Forscherteam rund um Professorin Siegmund konnte keine Aktivität im Bereich des mathematischen oder logischen Denkens beobachten

Aber keine Sorge, eine Lösung ist schon in Sicht:

Das wiederum könnte Folgen für die Gestaltung von Programmiersprachen sowie für die Ausbildung haben

Einfach Programmiersprachen entwerfen, die weitgehend frei von mathematischen und logischen Konstruktionen sind, und ergänzend die Informatikerausbildung von diesem ganzen zurzeit noch so raumgreifenden Mathe- und Logikquatsch freihalten. Das hindert ja auch nur an der wichtigen Gleichstellung von mathematischen Analphabet:innen. 😂

Die Softwarekrise ist gelöst! Das da vorher keiner drauf gekommen ist! Und der Beruf des Satirikers ist auch endlich entbehrlich geworden.

Nein, ich kann da nicht ernst bleiben.

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Ergebnisse der internen Evaluation des Corona Krisenmanagements

Das ist ein Einstieg! 😯

Interne Analyse KM 4 ergibt:

  • gravierende Fehlleistungen des Krisenmanagements
  • Defizite im Regelungsrahmen für Pandemien
  • Coronakrise erweist sich wohl als Fehlalarm

Vermutlich hat jeder Internetnutzer und beinahe jeder Nachrichtengenießer schon vom Mitarbeiter des Bundesinnenministeriums gehört, der in einem internen Dokument massive Kritik an der politischen Behandlung der Corona-Pandemie in der BRD geäußert hat [Dauerhaft archivierte Version]. Leider…

Der Deutschen Presse-Agentur in Berlin liegen zwei Dokumente vor: eine 93-seitige Kurzfassung sowie eine 192 Seiten umfassende Langfassung […]

…ist es im Journalismus nicht mehr üblich, solche Quellen zu wichtigem politischen Geschehen zu veröffentlichen, damit sich der Leser ein Bild davon machen kann, stattdessen gibt es einen Stil der bewertenden und kommentierenden Wiedergabe, den ich liebevoll als »betreutes Denken« bezeichne, auf dass der Leser, Hörer oder Zuschauer auch ja bei seiner Urteilsfindung einen gewissen Rahmen nicht verlässt. Für die journalistischen Denkbetreuer und ihre politischen Stichwortgeber handelt es sich um die Einzelmeinung eines Mitarbeiters des Bundesinnenministeriums, die nichts mit der wirklichen politischen Einschätzung zu tun hat.

Mir liegt eine 187 Seiten umfassende Version dieses Dokumentes mit geschwärzten Namen vor, deren Genuss ich jedem interessierten Menschen nahelege. Laut Artikel 5 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland hat jeder das Recht […] sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Dieses Recht bekommt allerdings erst einen Wert, wenn man es auch wahrnimmt. Ich weiß, dass der verwaltungsdeutsche Duktus des Dokumentes das Lesen nicht erleichtert und dass der Umfang von einer gründlichen Lektüre abschreckt. Ich lese es ja selbst.

Der erste Eindruck

Noch vor jeder inhaltlichen Auseinandersetzung:

  1. Ich halte dieses Dokument für echt. Es ist niemals auszuschließen, dass solche Dokumente eine Fälschung sind, und solche Fälschungen können von beeindruckender und überzeugender Qualität sein, wenn sie auf die Tätigkeit eines ausländischen Geheimdienstes zurückgehen. Die im weiter oben bereits verlinkten DPA-Artikel erwähnten Sanktionen gegen einen Mitarbeiter des Innenministeriums entziehen dieser Deutungsmöglichkeit allerdings jeden Boden.
  2. Ich gehe davon aus, dass es sich nicht um eine Einzelmeinung im Innenministerium handelt, obwohl der Journalismus in Presse und Glotze genau diese herunterspielende Erklärung des Innenministeriums transportiert hat. Vielmehr halte ich es für den im Bundesinnenministerium aus verschiedenen Dokumenten zusammengetragenen Erkenntnisstand des Ministeriums und damit für den Erkenntnisstand der Bundesregierung, der gerade zu Politik gemacht wird. An etlichen Stellen des mit Word 2013 erstellten Dokumentes kann man diesen aus anderen Dokumenten zusammengestellten Chrakter sehen, wenn durch die Arbeit über der Zwischenablage uneinheitliche Formatierungen im Textkörper aufscheinen. Was hier zusammengetragen wurde, ist gegenwärtige politische Einschätzung durch Bundesbeamte; teilweise schonungslos formulierte politische Einschätzung, was aber in einem internen Dokument nicht verwundert.
  3. Die gegenwärtige Behandlung der Corona-Pandemie durch die Bundesregierung erscheint auf dem Hintergrund dieses Dokumentes in einem völlig anderen Licht, was den Sprengstoff in diesem Dokument ausmacht. Dieses andere Licht wirkt logischer, konsistenter und vernünftiger als die offiziell kommunizierte Politik, aber eben auch recht niederträchtig. In diesem anderen Licht wird eines deutlich: Die gegenwärtige, von CDU, SPD und CSU getragene Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel belügt zurzeit vorsätzlich die Menschen in der BRD, um eigene initiale Fehlentscheidungen zu vertuschen und korrigiert diese Fehlentscheidungen unter Vorwänden schrittweise bei vollständiger Vertuschung der Fehler.

Zum letzten Punkt nur ein Beispiel von vielen:

Die gegenwärtigen weitgehenden Beschränkungen im öffentlichen Leben wurden Mitte März verkündet und sind am 22. März 2020 in Kraft getreten. Dies geschah auf dem Hintergrund von über tausend gemeldeten täglichen Corona-Neuinfektionen mit stark steigender, näherungsweise exponentieller Tendenz. Zur Seuchenbekämpfung wurde beinahe das gesamte öffentliche Leben stillgelegt.

Mit diesen Maßnahmen gelang es, den Anstieg der gemeldeten Infektionszahlen (mit einer Verzögerung durch die Inkubationszeit) nach einem Anstieg auf rd. 6.000 Infektionen zu Anfang April zu bremsen, bis schließlich in der zweiten Maiwoche wieder rd. tausend Neuinfektionen pro Tag gemeldet wurden.

Die offiziellen Corona-Meldezahlen finden sich übrigens – leider nicht in computerauswertbarer Form – auf der Website des Robert-Koch-Institutes.

Es wurden also wieder Neuinfektionszahlen erreicht, die noch im März zu den scharfen Maßnahmen der Bundesregierung führten. Nur, dass diese Zahlen jetzt als »Begründung« für weitgehende Lockerungen der doch so erfolgreichen Maßnahmen dienten. Es waren also ziemlich genau die gleichen Neuinfektionszahlen, die zu einem völligen Herunterfahren des öffentlichen Lebens sowie zur Aufhebung dieses Zustandes führten. Das wirkt unlogisch und tief irrational, ganz so, als sei es der politische Wille der Bundesregierung, eine zweite Corona-Welle zu verursachen, die zu einer erheblichen Belastung des Gesundheitssystems und zu massenhaften Sterben führen kann.

Bei einem solchen Eindruck, der sich bei jedem Menschen mit Geist und Gedächtnis wie von allein einstellen muss, wird selbst noch die manifeste Irrationalität in der Durchführung der so genannten Hygienedemos verständlich, denn sie spiegelt nur die Irrationalität der Politik wider, gegen die sich die Demonstranten richten.

Wenn das vorliegende Papier aber den Erkenntnisstand der Bundesregierung wiedergibt, wovon ich ausgehe, dann ergibt dieses scheinbar irrationale Handeln einen klaren Sinn. In der Anfangsphase einer Pandemie mit einem neuen und völlig unbekannten Erreger wurden sehr scharfe Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung eingeleitet, um befürchtete schlimme Schäden zu verhindern, die sich im Verlaufe der nächsten Wochen mit zunehmender Evaluation und Kenntnis als in dieser Form überzogen herausgestellt hätten.

Das wäre auch überhaupt kein Problem gewesen, denn vermutlich wird jeder intelligenzbegabte Mensch selbst noch für völlig überzogene Überreaktionen in einer solchen Situation Verständnis haben.

Es ist nur zum Problem geworden, weil die von CDU, SPD und CSU getragene Regierung unter Bundeskanzlerin Angela Merkel ihre Fehleinschätzungen mit Lügen vertuschen und die daraus resultierenden weitgehenden, wirtschaftlich und menschlich schädlichen bis zerstörerischen Maßnahmen – die in ihrer unguten Willkür teilweise sogar den Rahmen des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland verließen (siehe zum Beispiel hier, hier, hier, hier oder hier) – nicht als Fehler eingestehen will. Ein Fehler, der möglicherweise sogar zu einer staatlichen Haftung für die teuren Folgen dieses Fehlers führen könnte.

Eine Bundesregierung, die bewusst so vertuscht und lügt, ist in ihrer Gesamtheit nicht mehr tragbar und muss durch eine andere ersetzt werden!

Ist Corona überhaupt gefährlich?

Ja, Corona ist gefährlich. Die Krankheit ist ungefähr so ansteckend wie ein Schnupfen, verursacht aber wesentlich größere Schäden, die in schweren Verläufen intensivmedizinisch behandelt werden müssen. Die dafür verfügbaren Kapazitäten sind beschränkt. Dazu kommen chronische Schäden nach einer Infektion, die beinahe jedes Organ zu betreffen scheinen.

Es ist besser, sich nicht zu infizieren, zumal es zurzeit keine medizinische Therapie und keine Vorbeugung durch eine Impfung gibt. Es ist nicht einmal gesichert, ob man nach einer überstandenen Infektion dauerhaft immun ist.

Die Vorbeugung gelingt am sichersten mit strikter Hygiene und angemessener Vorsicht. Abstand von anderen Menschen zu halten, ist eine sehr gute Idee; sich die Hände gründlich zu waschen, ist eine sehr gute Idee; nicht an Massenveranstaltungen teilzunehmen, ist eine sehr gute Idee. »Altmodische« Werte wie Respekt vor und Höflichkeit gegenüber den Mitmenschen sind ebenfalls eine sehr gute Idee, und generell weit über die Seuchenbekämpfung hinaus wünschenswert. Das Tragen einer FFP2-Maske schützt den Träger recht wirksam, die vom Journalisten und Politikern mit einem ungelenkten Neusprech-Wort als »Alltagsmasken« propagierten und von mir als »Mund-Nasen-Wärmtücher« bezeichneten Masken sind hingegen als Selbstschutz fragwürdig. Wenn sie zu einer trügerischen »gefühlten Sicherheit« führen, sind sie sogar gefährlich.

Überwachungssoftware auf Smart-Geräten oder auf Händis, wie etwa die politisch gewünschte »Corona-App«, hilft gar nicht und ist selbst im Nachhinein bei der Aufklärung von Infektionsketten von sehr geringem Nutzen. Angesichts der schier grenzenlosen Überwachungsambitionen unserer werten Innenminister rate ich strikt davon ab. Eine Bundesregierung, die uns grundgesetzwidrige Trojaner auf die Computer machen wollte, hat jedes Vertrauen verspielt, und zwar nachhaltig.

Wir können sehr froh darüber sein, dass Corona nur eine Letalität im niedrigen einstelligen Prozentbereich hat. Selbst das ist noch schlimm.

Ausblick

Ich werde hier in den nächsten Tagen vielleicht Teile aus diesem Dokument erörtern und kommentieren, die ich für allgemein interessant halte, aber das wird eine mühsame und langsame Arbeit. Lest lieber selbst!

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"2" + "2" – "2" ist 20

<!DOCTYPE html>
<html lang="de-DE">
<head>
<meta charset="UTF-8" />
<title>Ist Javascript krank?</title>
</head>
<body>
<h1>Bullshit-Vergleich</h1>
<pre>
if (&quot;2&quot; + &quot;2&quot; - &quot;2&quot; == 20) alert (&quot;Javascript ist krank&quot;);
</pre>
<script type="text/javascript">
if ("2" + "2" - "2" == 20) alert ("Javascript ist krank");
</script>
</body>
</html>

Screenshot, wie es aussieht, wenn man diese Datei im Webbrowser öffnet -- mit Messagebox »Javascript ist krank«, weil der Operator + als Stringverkettung benutzt, der Operator - aber zu einer Umwandlung des Strings in die Zahl 22 führt, so dass das Ergebnis 20 herauskommt. Über den Operator == will ich mich gar nicht weiter auslassen.

Selbst ausprobieren? 😉

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Allen antworten 🖱️

Die Werber sprechen von »Digital Natives«, und ich spreche von den Kindern des Ewigen September.

Seit ungefähr fünfundzwanzig Jahren habe ich mir angewöhnt, in E-Mails mit mehreren, untereinander eher oberflächlich bekannten Empfängern sämtliche Empfänger als »BCC« statt als »CC« oder »To« einzutragen.

Warum?

Weil vor ungefähr fünfundzwanzig Jahren jene Menschen in das Internet strömten und ihre barbarische »Kultur« hineintrugen, die nicht einmal bei ihrer E-Mail-Software den Unterschied zwischen »Antworten« und »Allen antworten« verstanden hatten. Dieser Unterschied ist ja von seiner direkten Wortbedeutung her nicht allzu schwierig zu verstehen, so habe ich mir zumindest immer gedacht. Es ist der Unterschied zwischen einer Antwort an den Absender und einer »Antwort« an alle sichtbaren Empfänger einer E-Mail; der Unterschied zwischen persönlicher Kommunikation und einer Kommunikation, die sich an eine Gruppe von Menschen richtet. Das sind übrigens beides ausgesprochen nützliche Funktionen, wenn man in einer Gruppe von Menschen kommuniziert. Aber die völlig hirnverdorrten Kinder des Ewigen September waren mit dieser einfachen Unterscheidung überfordert und haben grundsätzlich und immer ihre »Antwort an den Absender« zum gesamten Empfängerkreis der beantworteten E-Mail geschickt. Vermutlich, weil sie glaubten, dass »Allen antworten« nach viel mehr Gewicht klingt als ein einfaches »Antworten«. Selbst in kleineren Grüppchen mit zehn bis fünfzehn Leuten war schnell der Posteingang dermaßen voll mit irrelevantem Bullshit, persönlichen argumentativen Nebenschauplätzen, die in einer ganzen Gruppe geteilt wurden und mit stumm den Herrgotterbarm um einen warmen Gehirnregen anflehenden Denkmälern der dummen Barbarei, dass eine einigermaßen zielführende Kommunikation gar nicht mehr möglich war.

Von jenen damaligen Netzneubürgern, die dann auch noch dem ersten Barbaren antworteten, wie blöd es doch wäre, eine Antwort an den Absender an alle Empfänger zu richten und diesbehufs auf »Allen antworten« klickten, will ich gar nicht erst anfangen. Nur so viel dazu: Es waren nicht wenige. 🤦

$ sdate
Fr 9747. Sep 17:07:42 CEST 1993
$ _

Man könnte denken, dies sei am 9747. September 1993¹ alles schon lange vorbei. Und man möchte hoffen, dass es so sei. Inzwischen wachsen doch schon die Kinder mit dem Internet auf, alle haben Wischofone in der Tasche und irgendwelche Idioten, die noch nicht ein einziges Mal in ihrem Leben etwas anderes am Computer getan haben, als Programme anderer Leute mit einem Klick oder einem Fingertippen auszuführen, werden von den Werbern als »Digital Natives« betrachtet und umworben, weil man ihnen jede Menge »Gadgets« aufschwätzen kann.

Und, was machen diese »Eingeborenen des Internet«, wenn sie eine E-Mail mit mehreren Empfängern haben und dem Absender antworten wollen? Richtig: Sie klicken oder fingertippen auf »Allen antworten«. Wie ein bescheuerter AOL-Idiot aus den Neunziger Jahren, der auf einmal dieses Interdingsda hatte und sich darin aufführte wie ein Affe in der Universität – der natürlich mit ein paar hunderttausend Affenkumpels kam, damit er sich nicht so allein in dieser ganzen Zivilisation fühlt. 🐒

Das ist der Grund, warum ich bei E-Mail an mehrere Empfänger beinahe immer alle Empfänger in BCC setze und als einzigen für andere sichtbaren Empfänger mich selbst eintrage. Es ist übrigens der einzige Grund. Nein, es geht mir da um keine Geheimniskrämerei. Nein, ich bekämpfe damit keine Überwachung. Es ist einfach nur meine technische Reaktion auf einen kulturellen Missstand, den ich seit zweieinhalb fucking Jahrzehnten zu meinem Missvergnügen immer und immer wieder beoachten »darf«: Leute, die zu doof sind, die Software zu benutzen, die sie benutzen und die Folgen ihrer selbstverschuldeten Doofheit einfach immer wieder allen ihren Mitmenschen aufbürden.

Aber dass die schon ab Werk mit Trojanern aller Art verwanzten Scheißhändis der so genannten »Digital Natives« nicht die E-Mail-Adressen anderer Leute einsammeln und in irgendwelche Überwachungsdatenbanken aus den feuchten Träumen Erich Mielkes einfügen können, ist ein Nebeneffekt, der mir dabei ganz recht ist.

Warum ich das jetzt schreibe? Weil ich gelegentlich danach gefragt werde. Und natürlich auch, weil ich davon ausgehe, dass noch in dreißig Jahren Menschen verständnisvoll mit dem Kopf nicken werden, wenn sie diesen Text in irgendeinem Archiv finden. Wenn sich die Menschen in dreißig Jahren nicht längst mit ihrer beschleunigt voranschreiten Doofheit selbst ausgerottet haben… 🙁

Mir kommt die Zeit ja kurz vor, oft, als wäre alles erst gestern gewesen. Aber es ist inzwischen ein Vierteljahrhundert, ohne die Spur einer Besserung. Ganz im Gegenteil.

¹sdate gibt es bei df7cb.de frei und kostenlos.

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Während man auf der einen Seite am Rad dreht…

Den folgenden Text habe ich ursprünglich im Forum von Heise Online als Kommentar zum Artikel Versagen die alternativen Medien zu Zeiten von Corona verfasst. Da ich es immer wieder erlebt habe, dass solche Kommentare bei Heise Online einfach gelöscht werden, hier noch einmal eine dezentrale Sicherheitskopie gegen das Vergessen im Internet – einschließlich meines Grammatikfehlers:

Während man auf der einen Seite am Rad dreht…

…dreht man auf der anderen Seite ebenfalls am Rad und macht ausgesprochen merkwürdige (also würdig, dass man sie sich merkt) Einschränkungen der so genannten »Freiheitsrechte«, die weit jenseits jeder Verhältnismäßigkeit im Rahmen einer Seuchenbekämpfung liegen.

Nachdem das BVerfG festgestellt hat, was eigentlich jeder schon mindestens geahnt haben sollte, nämlich, dass man ein Grundrecht nicht durch eine Allgemeinverfügung aufheben darf, sprechen die Verwaltungsgerichte Recht, dass sich beim Lesen die Fußnägel hochrollen.

Zum Beispiel gestern die zehnte Kammer des Verwaltungsgerichts Hannover:

Die Corona-Verordnung enthalte zwar in § 2 durch die Beschränkung von Zusammenkünften von Personen faktisch ein Versammlungsverbot. Ein solch generelles Versammlungsverbot, das keine Ausnahmen zulasse, sei aber nicht mit der in Art. 8 GG gewährleisteten Versammlungsfreiheit vereinbar. Bei kleinen Versammlungen bestehe die Möglichkeit, den Gesundheitsschutz durch Beschränkungen der Versammlung zu gewährleisten. So habe die Stadt Hildesheim die Möglichkeit, das Tragen eines Mundschutzes anzuordnen, die Teilnehmerzahl zu begrenzen, Abstandsregelungen zu treffen, dem Versammlungsleiter die Erfassung von Namen und Anschrift der Teilnehmer aufzugeben und ggf. das Versammlungsgelände zu umzäunen

So übt man jetzt in der Bundesrepublik Deutschland – formerly known as »Der freie Westen« – sein friedliches Versammlungs- und Demonstrationsrecht aus: In ordnungspolizeilich willkürlich limitierbarer Anzahl, maskiert, mit staatlich zugreifbar hinterlegtem Namen und hinterlegter Anschrift und hinter Gittern.

Aber hey, atmet auf, Leute! Die Autohäuser haben wieder geöffnet!

Völlig unabhängig von Leuten, die »alternative Medien« als contentindustrielles Geschäftsmodell entdeckt und entwickelt haben und sicherlich mit nennenswertem Reibach jenen immer größer werdenden Teil der Bevölkerung bedienen, die den Bias des Agentur- und Parteienstaatsjournalismus nicht mehr ertragen können [sic!], halte ich es für existenziell wichtig, darauf zu achten, dass die gegenwärtigen Einschränkungen von Grund- und Menschenrechten zur Abwendung eines Massensterbens durch eine hochinfektiöse Seuche wieder aufgehoben werden, wenn der Anlass für ihre Einführung verschwunden ist. Und zwar gerade auf dem Hintergrund der jüngeren deutschen Geschichte.

Denn dass eine solche Rücknahme nicht mehr nötiger Rechtseinschränkungen für alle Menschen in der BRD auch nur ein einziges Mal geschehen wäre, habe ich im Verlauf meines lustigen Lebens in der BRD noch nicht ein einziges Mal erlebt. Und zwar begonnen mit der Raub- und Mordserie der Baader-Meinhof-Bande. Und immer wurde jemand, der für Grund- und Freiheitsrechte eintrat, politisch und staatsfromm-journalistisch als ein Terrorist, Verschwörungstheoretiker, Mörder, Kinderf*ckergehilfe, Nazifreund oder verantwortungsloser Befürworter eines Massensterbens abgestempelt – mal eher subtil, mal offen und verachtungsvoll.

Dabei ist insbesondere auf Neusprech zu achten, der in offenbar manipulativer Absicht über den journalistisch-politischen Komplex (meine wohlklingende Worthülse, noch undefiniert und daher inhaltsleer) vor alle Augen und Ohren gebracht wird. Mal wird die Sammlung von Überwachungsdaten als »Datenspende« bezeichnet, wobei ich ganz gern mal eine Datenspende der BRD sehen würde, etwa die Freigabe der für hundertzwanzig Jahre als Staatsgeheimnis weggeschlossenen NSU-Akten; mal wird ein gegen Infektion nahezu wirkungsloser Mund-Nasen-Wärmer als »Alltagsmaske« bezeichnet, nicht, damit wir ihn des Sonntags ablegen, sondern, damit wir so etwas als neuen »Alltag« begreifen. Und jeder, der öffentlich etwas dagegen sagt, verbreitet »Fake News«, als sei das nicht seit dem 24. Juni 1952 das als Pressefreiheit begriffene Geschäftsmodell der Bildzeitung, sondern eine Gefahr.

Disclaimer: Ich persönlich halte die Corona-Pandemie für gefährlich und habe nicht einmal etwas gegen eine Gefahrenabwehr, die sich hinterher als übertrieben herausstellen könnte. Aber der scheibchenweise Umbau der »marktkonformen Demokratie« (A. Merkel) in einen Wirtschaftsfaschismus ist die ältere und länger wirksame Gefahr. Corona wird hoffentlich in zwei, drei Jahren gegessen sein. Der Seeheimer Kreis und die Bertelsmann-Stiftung sind es nicht.

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