Mit Hochdruck

Jedes Mal, wenn ich die Phrase lese oder höre, dass irgendwo in einer akuten Krise »mit Hochdruck« an irgendetwas gearbeitet wird, wie etwa hier beim kernkorrupten Rundfunk Berlin-Brandenburg [Archivversion]…

Darüber hinaus arbeite man mit Hochdruck an einem wirksameren internen Kontrollsystem […]

…weiß ich, dass eine gründliche und letztlich vielleicht sogar wirksame Arbeit am eigentlichen Problem weder von der politischen oder unternehmerischen Führung gewünscht, noch von den jeweils in die Mikrofone schwätzenden Bullshitologen zu erwarten ist.

Egal, ob es um Korruption im Parteienstaatsfunk der Bundesrepublik Deutschland oder um die PResseerklärungsmäßige Nachbereitung einer an sich unentschuldbaren verantwortungslosen Datenschleuderei geht: Die dumme Phrase vom Hochdruck geht immer mit einer bemerkenswerten geistigen Windstille einher.

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Fremde Welten

Bild eines futuristischen Raumschiffes. Text darüber: Wer fremde Welten sehen will… -- Bild einer in Ruinen liegenden Großstadt voller rostiger Autowracks, zwischen denen ein Astronaut im Raumanzug geht. Text darunter: …kann auch auf der Erde bleiben.

Auch als PDF verfügbar, Lizenz ist CC0 1.0¹. Es ist Internet. Wer sich bedienen möchte, bediene sich!

¹Über einen Hinweis, wo es herkommt, freue ich mich aber trotzdem.

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Traum und Tat

Text: 'How we dream the future.' Bild einer absurden futuristischen Großstadt mit geschwungener Architektur und futuristischen Autos. -- Bild einer leblosen, von Müll übersähten Wüste mit orangebraunem Himmel und giftig anmutender Bewölkung. 'How we do the future.'

Ich habe das auch als PDF, aber die beiden mit einem neuronalen Netzwerk generierten Bilder haben keine besonders hohe Auflösung und können nicht gut vergrößert werden. Aber immerhin wird der Text frei skalierbar. Lizenz ist CC0 1.0¹, wer sich also bedienen möchte, bediene sich!

¹Über einen Hinweis, wo es herkommt, freue ich mich aber trotzdem.

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Mein Nominierungsvorschlag

Ich habe eben eine E-Mail an die Verleiher des goldenen Aluhutes abgesendet, weil dort nach Nominierungsvorschlägen gefragt wurde.

Zum Genuss und Verdruss hier mein vollständiger Text:

Ein fröhliches Hallo an die Freunde des güldnen Glanzes am Kopfe,

Jana Genth von der ARD hätte so gern euren neuen Award »FACT HEROES« bekommen, aber ist dann auf die kostenlose Energie eines »Erfinders« aus Simbabwe hereingefallen. Ein ganz großer Wurf, einschließlich eines Fernsehers, der Energie produziert, statt sie zu verbrauchen, so dass man im Winter schön den Heizlüfter am Fernseher anschließen kann, um Energie zu sparen: Kostenlos, erneuerbar und grün.

Diese erschütternden Fakten – ich war nach »Genuss« des Textes fassungslos und musste erstmal um Worte ringen und mit ein paar anderen Leuten chatten – waren auf der Website der ARD-Tagesschau zu lesen. Eine auch nur oberflächliche Prüfung durch die Redaktion der Tagesschau (die ihren Teil am Award haben sollte) fand offenbar nicht statt:

Link zur Archivversion der Tagesschau-Meldung

Begründung:

  • Selbst einem Menschen mit Hauptschulabschluss sollte aus dem viel zu schlechten Physik- und Chemieunterricht der Energieerhaltungssatz so weit klar sein, dass er weiß oder wenigstens ahnt, dass Energie weder aus dem Nichts entsteht noch im Nichts entschwindet. Erst recht sollte dies einem Journalisten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks klar sein, und zwar spätestens nach einer auch nur oberflächlichen Recherche. Ich kenne persönlich einen Menschen, der es nur bis zu einem Abgangszeugnis gebracht hat, und recht schnell bemerkt hat, dass diese Meldung nicht stimmen kann. (Ich habe das ausprobiert, indem ich die Meldung nacherzählte; habe ihm aber nicht gesagt, dass die Quelle die ARD-Tagesschau ist.) Das fortgeschrittene Verständnis mit der etwas abstrakteren Thermodynamik ist für diese Einsicht nicht erforderlich.
  • Die unfassbare Fahrlässigkeit, in der dieser Artikel verfasst wurde, kombiniert sich mit einer zwischen den Zeilen dargebotenen, mehr als nur subtilen Andeutung, dass so ein großartiger Erfindergeist und so eine fantastische Lösung zivilisatorischer Probleme vor allem aus strukturell rassistischen Gründen nicht die Bekanntheit und Verbreitung erlangt, die sie verdient. Der Eindruck, dass hier aus ideologischer Motiviertheit der Marke »Wenn ich weiß, was ich melden will, hat mein Schreiben doch genug Struktur« eine erbärmliche journalistische Minderleistung dargebracht wurde, ist geradezu ein Dünger für die schrillen Theorien populistischer Schwurbler, die zum Erzählen und Erhalten ihrer Gedankengebäude darauf angewiesen sind, die Tatsächlichkeit berichteter oder gelehrter Fakten in möglichst großen Zweifel ziehen zu können.
  • Dass ausgerechnet eine Mitarbeiterin einer Rundfunkanstalt nicht verstanden zu haben scheint, wie Rundfunk funktioniert und deshalb nicht weiß, dass die Energie, die einem elektromagnetischen Feld entnommen wird, hinterher nicht mehr in diesem elektromagnetischen Feld ist, ist mehr als nur ein bisschen peinlich. Der fraktale Realitätsverlust dieses Artikels (fraktal in dem Sinne, dass er im gleichen Maße bleibt, egal, welchen Ausschnitt man sich anschaut) hat zwar noch nicht ganz die Krone der Vollendung eines Attila Hildmann oder eines Homöopathieanhängers erreicht, aber die Richtung stimmt.
  • Was in der Veröffentlichung auf der Website der Tagesschau überdeutlich geworden ist, ist ein unfassbarer Mangel an naturwissenschaftlicher Grundbildung in großen Bereichen der Tagesschau-Redaktion. Dieser überdeutlich gewordene Mangel diskreditiert alle Meldungen über naturwissenschaftliche Themen wie zum Beispiel der laufenden Klimakatastrophe als reines Abschreibe- und Übernahmewerk ohne eigene Einsicht oder Recherche. Es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass der Wissenschaftsjournalismus einer Redaktion, die eine bizarre Meldung über einen Freie-Energie-Apparat bringt, auch nur in Teilen ernstzunehmen sei.
  • Das Schweigen der gegenüber »alternativen Medien« sonst so kritischen Blogger zu diesem Vorfall ist dröhnend und dumm. Es weckt den Verdacht, dass ihre Urteile nicht evidenzbasiert, sondern eminenzbasiert gefällt werden. Das ist schade, und es ist vermutlich auch ein Schaden.

Abschließend geht es mir nicht um die persönliche »Vernichtung« einer Tagesschau-Autorin. Das Problem ist nicht, dass ein Autor mal einen schlechten oder, wie in diesem Fall, unfassbaren dummen Text abliefert. Das Problem ist, dass die angesehene und mit hoher Rundfunkabgabe finanzierte Redaktion der Tagesschau keine wirksamen Mechanismen zur Qualitätssicherung ihrer journalistischen Tätigkeit zu haben scheint. Selbst, wenn ein Artikel klar und leicht erkennbarer Schwachfug ist. Das kombiniert mit den sonst so scharfen »Relevanzkriterien«, die vielfach die Berichterstattung über Ereignisse ausschließen, erweckt einen Eindruck, der mich vermuten lässt, dass die jüngsten Skandälchen in NDR und RBB die Spitze eines recht großen, unter der Oberfläche unsichtbaren Eisberges sind.

Mit dieser Vermutung bin ich übrigens nicht allein, wie ich gerade in den letzten drei Tagen immer wieder erleben durfte. Aber das kann natürlich meine eigene Schwurbler-Blase sein und ist daher irrelevant. 😉

Lassen sie es sich gut gehen!

Elias

Ich habe so einen Verdacht, dass das unterhalb der Relevanzkriterien derjenigen Leute liegen wird, die mit Tamtam und PResseerklärungen einen Goldenen Aluhut verleihen, aber vielleicht täusche ich mir da auch, weil mein Aluhut ein bisschen zu eng sitzt.

Schnell noch vorm Absenden nachgetragen: Die ARD-Tagesschau hat sich endlich dazu bequemt, eine Stellungnahme abzugeben [Archivversion]. Es besteht kein Grund zur Beruhigung:

Wir von tagesschau.de bedauern sehr, dass wir hier eine »Ente« veröffentlicht haben. Hohe Qualitätsansprüche an journalistische Arbeit sind uns sehr wichtig, und wir gehen davon aus, dass alle Korrespondentenberichte, die wir veröffentlichen, vorab nach allen journalistischen Grundregeln geprüft wurden. Jetzt arbeiten wir gemeinsam daran, die Abläufe weiter zu verbessern.

Ich gehe übrigens auch von etwas aus. 😁️

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Schwachstellenzement, schnellbindend

So lange Fehler in Software – inzwischen durchgehend verharmlosend als »Schwachstellen« bezeichnet, weil »mein Code hat eine Schwachstelle« nun einmal viel besser klingt als »ich habe meinen Code verpatzt« – nicht einfach behoben, sondern »gemanagt« werden, so lange können wir uns darauf verlassen, dass Software fehlerhaft und unzuverlässig bleibt.

Google hat übrigens für die Programmiersprache Go ein Schwachstellenmanagement eingeführt:

Das erklärte Ziel ist ein »geräuscharmer, zuverlässiger Weg« der Schwachstellensuche, damit Entwicklerinnen und Entwickler nicht zu viele Warnungen erhalten und im allgemeinen Rauschen womöglich die tatsächlich relevanten übersehen

Ohne weitere Worte.

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