Die wenigen Menschen, die schon sehr lange bei mir mitlesen, kennen gewiss noch mein allererstes Blog, das ich damals wegen zunehmender Unerträglichkeit des Internet im Allgemeinen und der gesetzlichen Bedingungen in der BRD im Besonderen einstellte. Und wer das nicht vergessen hat, der weiß auch noch, dass ich angesichts der dritten Nachreform der reformierten deutschen Rechtschreibung dazu überging, das Blog in einer Weise zu führen, die ich »rechte Gutschreibung« nannte.
Nun, ich habe die möglichkeit weiterhin in dieser weise zu schreiben, doch nach der einstellung von »Schwerdtfegers weblog« vermisst, und auch wenn die rechtschreibung inzwischen kein tema der aufgeheizten diskussjon mehr ist, befreit es einfach den geist, wenn man beim tippen auf kompjutern den gewaxenen barocken ballast der schriftsprache des deutschen bildungsbürgertums mit seinem aus- und abgrenzenden karakter hinter sich lassen kann. Nachdem ich damals meine regeln für mich selbst formuliert hatte, brauchte ich nicht einmal einen tag, um mich daran zu gewöhnen, so einfach sind sie. Mal schauen, wann die offizjelle rechtschreibung hinterherkommt – aber wie ich die abläufe in der BRD kenne, wird das noch zwei generazjonen brauchen.
Allerdings ist das blog, das ich in dieser weise führe, ein wegwerfblog ohne erkennbares konzept – es gehen nur unreife gedanken hinein, von denen mir nur wenige kommen und die nur wenige menschen interessieren.
Dazu lass ich mal verdienter Maßen postum den Namensgeber und Erfinder (1880) des DUDEN zu Wort kommen:
»Die Großschreibung wirkt verdummend, indem sie unter Kraftvergeudung Verstand und Gedächtnis zu gegenseitigem Kampf zwingt. Sie erschwert die Ausbreitung der deutschen Sprache.«
Konrad Alexander Friedrich Duden 1829 – 1911
Und damals wie heute, hat kaum jemand so richtig verstanden, wie eng unser modernes Denken mit unserer Sprache verbunden ist.
Durch die biosystematisch komplexe Vielfältigkeit und der gesellschaftlich kulturellen Ausprägungen auditiver Erfahrungsmöglichkeiten, sind wir Menschen nämlich einzigartig zu Denkakustikern geworden.
So bestimmt unsere geistig individuelle Überzeugungsqualität das natürliche Befindlichkeits-Spektrum in Ausübung seiner Muttersprache.
Mann könnte auch sagen, der Ausdruck unserer Wahrheiten.
Deine Ausarbeitung zur »rechten Gutschreibung« erscheint bemerkenswert richtig. Vielleicht solltest Du Dich auf eine feindliche Übernahme des DUDEN vorbereiten 🙂
Ist natürlich Quatsch, denn was für Goethe oder Schopenhauer gut genug war, ist es für mich erst recht. Zumal es sich hier um eine künstliche Regulierung handelt, die man doch gerade ablehnt. Dann lieber Johannes Dornseiffs Beobachtungen eines Sprachteilnehmers lesen.
Die Großschreibung hängt mit dem Volkscharakter zusammen, wie Andreas Vonderach in seiner »Völkerpsychologie« anriß.