Für die journalistisch irregeführten Ritter der eigenen Privatsphäre mache ich hier eine ganz kurze Anmerkung, die der ehemalige Fachverlag »Heise« und andere journalistische Produkte leider nicht machen: Die Antwort auf die immer weiter ausgedehnte Verwendung biometrischer Verfahren zur Identifikation von Menschen anhand ihres Gesichts besteht nicht darin, dass man eine Software verwendet, die eine Identifikation durch gegenwärtig angelernte neuronale Netzwerke erschwert oder verhindert. Die kommenden angelernten neuronalen Netzwerke werden dieses Problem nicht mehr haben, wenn eine solche Software erst einmal häufig genug eingesetzt wird, weil sie dann auch mit entsprechendem Bildmaterial trainiert werden. Die einzig wirksame Antwort besteht darin, dass man sehr sparsam mit Fotos seines Gesichtes umgeht und nach Möglichkeit verhindert, dass solche Fotos überhaupt im Internet existieren.
Auch weiterhin gilt: Der einzige funktionierende Datenschutz ist äußerste Datensparsamkeit. Alles anderes ist Bullshit, Vertrauen in die Zusicherungen anderer Menschen oder Schlangenöl. Und es funktioniert natürlich nicht.
(Ich habe zum Beispiel schon zum Anfang der Nuller Jahren Bewerbungen um Jobs grundsätzlich ohne Foto versendet, obwohl andere Menschen mir davon abgeraten haben. Wenn es deshalb einmal zu einer Nachfrage kam, was ich nur zwei Mal erlebt habe, habe ich offensiv zurückgefragt: »Wollen sie jemanden, der aussieht, oder wollen sie jemanden, der etwas kann? Fürs Aussehen bin ich der Falsche«. Ich empfehle genau das zur Nachahmung. Niemand kann wissen, wo diese Bilder in der Cloud, also auf Computern anderer Leute, gespeichert werden, von unbekannten Dritten ausgewertet werden und irgendwann wieder für völlig unerwünschte Nutzungsformen herauskommen. Damals haben mich viele Menschen noch für paranoid gehalten. Das hat sich in den kommenden Jahrzehnten etwas verändert. Es hat sich immer noch nicht genug verändert. Nicht einmal in Fachkreisen. Trotz Clearview AI.)
Alles weitere zu diesem unerfreulichen Thema habe ich schon vor sieben Jahren geschrieben. Es gilt unverändert bis heute, ja, es klingt heute sogar viel weniger wie eine Zukunftsmusik, weil es dank PimEyes endlich auch bei »ganz normalen Menschen« sichtbar in die Privatsphäre reinreicht. Oder anders gesagt: Weil es für die Mehrheit der Menschen schon viel zu spät ist… 🙁
Ach ja, habe ich eigentlich angemerkt, dass es sehr dumm ist, einfach mit PimEyes nach dem eigenen Gesicht zu suchen, weil man PimEyes damit noch mehr biometrische Daten des eigenen Gesichtes liefert? Nein. Macht nicht, da ist hoffentlich jeder selbst drauf gekommen. 💡
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