gThumb-Entwickler!

Mit Wehmut denke ich an die Zeiten zurück, in denen euer gThumb ein kleines, nützliches Programm war, um durch seine Bild- und Fotosammlungen zu navigieren. Es waren schöne Zeiten. Euer gThumb konnte ziemlich genau das, was man sich dabei wünscht, einschließlich einfacher Bearbeitungen wie das Skalieren von Bildern oder das verlustfreie Rotieren von JPEG-Bildern über die Metainformationen. Man muss ja nicht gleich für jeden Kleinkram Gimp starten.

Gut, die Benutzerschnittstelle hatte ihre rohen, nicht ganz ausgefeilten Ecken, aber das nehme ich in Kauf. Immerhin handelte es sich um eine ganz gewöhnliche, altbackene Benutzerschnittstelle, wie ich sie gern habe: Mit Menüs, Toolbar-Buttons, die häufige Menüpunkte abkürzen und einem ganz normalen Fenster. Es war zudem so »sparsam« in seinem Ressourcenverbrauch, dass ich es auch auf »schwächeren« Rechnern benutzen konnte.

Screenshot des Xfce-Taskmanagers, die Tasks sind absteigend nach Speichernutzung sortiert, gThumb steht mit 1,7 GiB ganz oben, eine Menge Speicher ist ausgelagert, das System ist getrashed.

Es waren schöne Zeiten, zumindest für mich. Euch, werte gThumb-Entwickler, scheinen diese Zeiten ja nicht so gefallen zu haben. Deshalb habt ihr alles getan, um aus einem kleinen, nützlichen Programm ein großes, aufgeblasenes Monster zu machen. Der Screenshot oben zeigt meinen Taskmanager, die Prozesse sind nach absteigender Speichernutzung sortiert. 1,7 GiB für ein Programm, das ein Verzeichnis mit sechzig (zugegebenermaßen großen) Bildern in einer Thumbnail-Darstellung anzeigt, ist ein unfassbar fetter Speicherabdruck, neben dem selbst aufgeplusterte Monstren wie Firefox, Gimp und Thunderbird zu genügsamen Zwergen verkommen.

Dafür habt ihr aber auch die GUI angepasst, so dass diese jetzt auf GNOME-Standard ist und mit Gtk+ 3 gerendert wird. Sie hat keine Menüs mehr, sondern einen selbstgerenderten (und nicht zu den Einstellungen meines Windowmanagers passenden) Rahmen, in dem lustige Klickflächen liegen, von denen einige eine Aktion starten, während andere Menüs öffnen. Dafür wird der Windowmanager angewiesen, keinen Rahmen mehr zu zeichnen, weil GNOME-Anwendungen ja jetzt viel genauer als ich wissen, was ich brauche und was ich wirklich haben will¹ und mich nicht mehr mit Einstellmöglichkeiten »überfordern«, um Anwendungen an meine Bedürfnisse anpassen zu können.

Über so einen Anblick freue ich mich ganz besonders intensiv, wenn etliche Anwendungen ihren Speicher auf die Swap-Partition ausgelagert haben und sich mein Rechner zäh und schwerfällig anfühlt, zuweilen bis an den Rand der Unbenutzbarkeit.

Kurz: Ihr habt aus einem kleinen, nützlichen Programm einen nahezu unbenutzbaren Haufen Schrott gemacht. Es ist mir insbesondere nicht mehr möglich, gThumb im Hintergrund laufen zu lassen, um schnell durch Bildmaterial stöbern zu können, während ich etwas anderes mache. Und ich habe das häufig getan.

Wollt ihr mich wirklich dazu bringen, dass ich wieder wie damals IrfanView in Wine benutze? Das ist trotz der ebenfalls ziemlich bloatigen Wine-Bibliotheken nämlich viel benutzbarer als eure nativ laufende Bloatware. Und hat zudem einen deutlich größeren Funktionsumfang…

Euer euch »genießender«
Elias

¹Wer das – wie ich – nicht ertragen will, findet im Internet eine englischsprachige Anleitung nebst einem kleinen Hack, um diese Beglückungsidee wieder loszuwerden. Es ist keine optimale Lösung, aber es ist besser als der von GNOME-Entwicklern vorgesehene Standard. Inzwischen hat das Gefrickel-Maß unter Linux längst Windows-Niveau erreicht. Das kann es doch nicht sein!

Dieser Beitrag wurde unter Technisches abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu gThumb-Entwickler!

  1. Elux011 sagt:

    »Inzwischen hat das Gefrickel-Maß unter Linux längst Windows-Niveau erreicht. Das kann es doch nicht sein!«
    Aber echt mal!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert