Gar nicht so eine schlechte »Erpressung«…

Ich persönlich bin ja eher erheitert über den Vorstoß der Telekom-Unternehmen und Zugangsprovider, einfach die Reklame – insbesondere von Google als größtem Werbevermarkter des Internet – nicht mehr durch die Internetleitung zu befördern, damit Google dafür Geld bezahlt, mit seinen »Inhalten« durch das Internet befördert zu werden. Denn diese Wegelagerei derer, die den Weg ins Internet anbieten, macht folgendes hoffentlich auch noch den Dümmeren (und damit vielleicht sogar dem einen oder anderen Angehörigen der Classe politique) klar:

  1. Das Internet ist nicht dezentral, wie naive Menschen denken. Einzelne Unternehmen nehmen eine zentrale Position ein. Diese Unternehmen sind profitorientiert.
  2. Netzneutralität – also die diskriminierungsfreie Gleichbehandlung sämtlicher Datenpakete im Internet – ist eine wesentliche Grundforderung für die gesamte Funktion des Internet. Völlig unabhängig davon, wofür das Internet benutzt wird.
  3. Die Vergällung von erwünschten Inhalten mit unerwünschter Werbung zur Finanzierung einer Dienstleistung ist niemals ein seriöses Geschäftsmodell. Auch dann nicht, wenn große börsennotierte Unternehmen kein anderes Geschäftsmodell haben. (Das haben zwar schon die Adblocker belegt, aber die Zuspitzung durch den Erpressungsversuch der Zugangsprovider macht es leuchtendhell deutlich, weil es den Prozess dadurch beschleunigt, dass den Menschen die Autonomie über die abgerufenen Inhalte vorenthalten wird.)

Von daher bedanke ich mich für diesen ansonsten eher verachtenswerten und grenzkriminellen Vorstoß der Mobilfunk-Anbieter, die ihre skrupellose Geschäftstüchtigkeit in der Vergangenheit und Gegenwart schon vielfach unter Beweis gestellt haben. (Was wollten die euch für eine SMS abnehmen? Was für einen Preis sollte die Übertragung von maximal 160 Bytes durch deren Netz haben? Hallo? Wenn das hier ein Rechtsstaat wäre, dann würde so ein unverschämtes Vorgehen als Wucher verfolgt und hätte strafrechtliche Konsequenzen. Die Zugangs-Anbieter – und keineswegs nur jene im »Mobilfunk« – sind allesamt ganz üble, grenzkriminelle Ar… ähm… unappetitliche Leibespforten. Und sie waren es schon immer. Und sie werden es so lange bleiben, bis sie dazu gezwungen werden, aus ihrem Oligopol heraus in weniger widerwärtiger, in weniger kunden- und menschen- und intelligenzverachtender Weise aufzutreten.)

Bitte macht einfach so weiter, ihr Zugangsverkäufer! Bis auch die letzten Vollidioten (und sogar so ein denkresistentes Pack wie die Politiker und die Journalisten) einsehen, dass man euch möglichst enge Grenzen setzen muss und euch in der Einhaltung dieser Grenzen permanent überwachen muss. Das werden Zeiten, wenn ihr euer Geld wieder mit Leistung und Infrastruktur statt mit Abzocknummern auf dem Niveau eines Hütchenspielers verdient! Bessere Zeiten werden das! Für das Internet, und vor allem für seine Nutzer. Zeiten, in denen es nicht mehr so aussieht, dass die durchschnittliche Datenrate in Schweden, Irland, der Tschechischen Republik, Singapur, Finnland, Israel, Norwegen, Rumänien, Kanada, Russland und Ungarn jene in der BRD zum Teil deutlich übersteigt

In allen soeben genannten Staaten gibt es übrigens viel größere sachliche Probleme beim Aufbau, Ausbau und bei der Anpassung der Datennetze an gestiegene Anforderungen zu bewältigen.

Plonck.
(So klingt ein Plonk bei Bismarck.)

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Eine Antwort zu Gar nicht so eine schlechte »Erpressung«…

  1. benedikt sagt:

    Wie siehst du das eigentlich, wenn z. B. autokratische Regierungen etwa das Fratzenbuch, Zwitscherchen und Skype (sprich unfreie, zentralisierte Netzwerkdienste wahrscheinlich ohne seriöses Geschäftsmodell) sperren lassen? Ist das dann auch quasi eine gar nicht so schlechte Erpressung? Ich meine, das kann ja auch dazu beitragen, dass die Leute sich dann mal eher mit freien und dezentralen Diensten beschäftigen – wobei die Abhängigkeit von Fratzenbuch und Co. heute schon ziemlich groß ist…

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