Unter den vielen Blog-Projekten, die ich betreibe, ist das Voynich-Blog das älteste. Hier habe ich meine ersten Erfahrungen mit WordPress gesammelt, das erste Mal in einem Theme editiert, allerlei Einstellungen vorgenommen, mich zum Blogger gemacht. Das Blog ist inzwischen drei Mal auf eine andere Domain und zwei Mal auf einen anderen Server umgezogen, hat mehrere tiefe konzeptionelle Änderungen hinter sich, war zwei Jahre lang nicht kommentierbar und hat einen schweren und fast erfolgreichen Cracker-Angriff überstanden.
Dabei wollte ich damals nur meine wenigen deutschen Texte zum Voynich-Manuskript in einer Weise zusammenfassen, die für einen Interessierten durchschaubar ist – und meine paar Ergebnisse und eigenen kleinen Forschungen aus meiner damaligen Homepage raushalten, um diese nicht zu unübersichtlich werden zu lassen. Vorher hatte ich an verschiedenen Stellen publiziert, und es war für einen Außenstehenden schwierig, sich ein Bild davon zu machen.
Als ich damit anfing, gab es kaum deutsche Texte zum Manuskript und einen eher rudimentären Eintrag in der deutschen Wikipedia.
Von Anfang an habe ich alle von mir verwendeten Hilfsmittel innerhalb dieses Blogs zum freien Download gestellt. Das interessiert zwar nur eine Handvoll Leute auf der Welt, aber diese sollten nicht das Rad neu erfinden müssen. Zu meinen Hilfsmitteln gehört unter anderem eine Datenbank mit sämtlichen Transkriptionen, damit ich gewisse Untersuchungen auch schnell in SQL machen kann, eine aus den älteren Transkriptionen erstellte, vollständige Konkordanz und eine Menge kleiner Skripte. Da sich nur wenig Menschen in eine etwas ernsthaftere Arbeit an diesem »verdammten Manuskript« stürzen, wird dieses Material nicht so häufig heruntergeladen – aber wer es sich herunterlädt, spart sich eine Menge Arbeit, die viel Zeit kostet, ohne dabei tiefere Erkenntnisse zu bringen, und kann gleich an die richtige Arbeit gehen.
Das Voynich-Blog kennt Phasen langer Passivität. Es enthält oft sehr trockene Texte und Tabellen mit kleinen Teilresultaten bei einer hoffnungslos schwierigen Aufgabe. Es ist alles andere als eine »Klowand des Internet«. Dennoch kommt manchmal eine Spur Humor auf, wenn ich etwa ein Bewertungssystem für den Bullshit-Anteil einer Theorie gebe. Und weil das Voynich-Manuskript nicht gerade ein in Deutschland bekanntes Thema ist, erwarte ich eigentlich auch nicht viele Leser, denn die meisten Forscher sind englischer Zunge.
Dieses Blog hat dennoch unfassbare 200 Besucher am Tag. Und erstaunlich viele dieser Besucher lesen das Blog durch den Babelfish oder durch eine Google-Übersetzung. Ich weiß, wie mein Deutsch nach einer Übersetzung durch ein dummes Programm klingt, aber ich weiß ja auch, dass ernsthaft Interessierte kein Problem mit kryptischen Texten haben sollten. Die Mehrzahl der Kommentare zu diesem deutschsprachigen Blog ist in englischer Sprache, was allein schon ziemlich absurd wirkt. Ich habe schon so manches Mal darüber nachgedacht, dieses Blog zweisprachig zu führen, aber irgendwie will das nicht so gut in ein schlichtes Blogsystem passen. In jedem Fall will ich weiterhin auf Deutsch über das Voynich-Manuskript schreiben. Immerhin, der Bullshit-Index hat so vielen anderen Voynichologen aus der Seele gesprochen, dass ich ihn doch einmal übersetzt habe.
Es ist ein Blog, das ich sehr stiefmütterlich behandle.
Es ist das nächste Blog, das ich technisch völlig überarbeiten und dabei auch ein bisschen aufräumen werde. Aber das nicht mehr im August, und auch nicht in der ersten Hälfte des Septembers. (Außer, ich muss es auch Sicherheitsgründen tun.) Denn es ist ein Blog, bei dem ich gründlich vorgehen will und nichts anbrennen lassen will.